Die Lügengeschichten des Barons von Münchhausen
Jeder kennt die Erzählungen vom Ritt auf der Kanonenkugel, der Entenjagd oder dem Pferd am Kirchturm und auch die dazugehörige literarische oder filmische Gestalt. Dass der berühmte Lügenbaron Münchhausen jedoch eine historische Person war, ist vielen nicht bewusst.
Die historische Person

Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen wurde als deutscher Adliger in Bodenwerder geboren. Mit sieben Geschwistern wuchs er bereits ab dem Alter von vier Jahren ohne Vater auf und verließ seinen Heimatort mit 13 Jahren, um am braunschweigischen Hof zu dienen. Als Page von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel reiste er nach Russland und nahm in der Folge an einigen Kriegen teil. Seine Karriere wurde stark vom Schicksal seines Herrn beeinflusst, sodass diese – kurz nach seiner Beförderung zum Leutnant ein Jahr zuvor – im Jahr 1741 abrupt endete, als Antons Sohn vom Thron gestürzt wurde. Nach einigen Jahren im Norden, hauptsächlich in Riga, kehrte er 1750 nach Bodenwerder zurück und verbrachte den Rest seines Lebens als Gutsherr auf dem geerbten Land.
Das Münchhausen-Geburtshaus, in welchem sich heute das Rathaus der Münchhausenstadt Bodenwerder ...
Der historische Münchhausen-Gutshof wurde 1603 von – Statius von Münchhausen – gegründet.
Die Lügengeschichten
In seiner Zeit in den Kriegen (Russisch-Österreichischer Türkenkrieg und Russisch-Schwedischer Krieg) und seinen Jahren in Riga erlebte Münchhausen vermutlich genug, das ihm Inspiration für seine nicht ganz wahren Geschichten lieferte. Sein ausgesprochen großes Erzähltalent wurde kurz nach seiner Rückkehr nach Deutschland bekannt und in seiner Heimat erhielt er Besuch von einigen Neugierigen, die seinen fantastischen Erzählungen lauschen wollten. Die Geschichten wurden denn auch von Freunden wie Erich Raspe und Gottfried August Bürger als Buchausgabe veröffentlicht, sodass eine breitere Öffentlichkeit an den Geschichten teilhaben konnte. Diese Veröffentlichungen empfand der Baron jedoch als Eingriff in seine Erzählkunst und war deshalb wenig erfreut. Zudem brachten die Bücher ihm den Titel als „Lügenbaron” ein, was ihn wohl noch mehr verärgert hat.

Unbeteiligte Personen erfreuen sich jedoch noch heute an den Geschichten des Barons, der ihnen vor allem als literarische und filmische Figur bekannt ist. Der Ritt auf der Kanonenkugel, die glorreiche Entenjagd oder das am Kirchturm festgebundene Pferd sind deutschlandweit bekannt. In seiner Heimatstadt finden sich einige Pointen aus den Geschichten zur Ansicht. Ein großer Brunnen in der Innenstadt stellt die drei Erzählungen dar. Auch die Geschichte des geteilten Pferdes wird als Brunnen genutzt: Der Vorderteil des Pferdes mit Münchhausen befindet sich im Park des Gutshofes und das Hinterteil des Pferdes steht am Dampferanleger. Besonders bekannt ist auch die Geschichte, in der Münchhausen sich selbst und sein Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf zieht – immerhin geht die noch heute verwendete Redensart auf diese Geschichte zurück.
Streifzug durch Bodenwerder
In Bodenwerder sind jedoch nicht nur diese Brunnen und Skulpturen zu finden. Natürlich gibt es ein Museum, das in der Schulenburg, einem der ältesten Gebäude der Stadt, besichtigt werden kann. Auch Münchhausens Geburtshaus steht noch und beherbergt heute das Rathaus. Von Mai bis Oktober kann hier dem Münchhausen-Freilichtspiel beigewohnt werden, das auf der Treppe des Hauses aufgeführt wird. Ebenfalls in der Sommersaison lockt das Münchhausen-Musical Besucher an, das auf der Freilichtbühne gezeigt wird. Seit 1997 wird zudem ein Münchhausen-Preis an Personen mit darstellerischem Talent oder literarische Werke, die dem historischen Vorbild ebenbürtig sind, vergeben. Bei einem Rundgang durch die Stadt können alle wichtigen Stationen abgeklappert werden, sodass der Besucher mit zahlreichen Lügengeschichten im Gepäck wieder nach Hause fährt.

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