Morungen - geologisch- montanhistorische Wanderung

Harz: Rundwanderweg
Für die Planung eigener Aktivitäten sollten Sie die INTERAKTIVE KARTE nutzen, mit der eine exakte Positionsbestimmung der Stationen (einschl. Navigation dorthin) möglich ist. Die Tourenbeschreibung auf unserer Seite kupferspuren.eu enthält weitere Informationen.
Morungen ist ein kleiner Ort am S-Rand des Harzes mit ca. 200 Einwohnern. Urkundlich bekannt ist das Dorf seit 899 (Hersfelder Zehntregister). Der Ort war immer von Land- und Waldwirtschaft geprägt. Auch der Bergbau gab vielen Einwohnern ihr Auskommen. Er ist hier etwa seit dem 11. Jahrhundert bekannt. Eine Blüte erlebte er im 16. – 18. Jahrhundert, um dann einzugehen. (siehe Karte zum Altbergbau bei Morungen)
Der Neubeginn des Kupferschieferbergbaus im Revier Sangerhausen nach 1945 gab wieder vielen Morungern Beschäftigung.
Der Ort war viele Generationen beherrscht von der Familie derer von Eberstein, später von Eller-Eberstein. Unter ihrer Herrschaft entstand hier zunächst die „alte Morungsburg“ westlich des Ortes, später die „Neue Morungsburg“ auf dessen Ostseite. Von beiden sind nur noch Reste erhalten. Das Ende des 19. Jh. vom damaligen Besitzer erbaute „Neue Schloß“ wurde 1945 enteignet und diente dann bis 1990 als Ferien- bzw. Genesungsheim. Heute ist es nicht mehr zugänglich. Im Ort ist zu erwähnen die Kirche St. Nicolai mit davorstehender alter Linde. Das gilt auch für den „Sockenbaum“, der am Ortseingang von Osten her oberhalb der Straße steht und früher den Frauen der heimkehrenden Bergleute als Warteplatz oder dem zum Tanz in Morungen erscheinenden Jungvolk der Umgebung zum Tausch der beim Anmarsch durchnässten „Socken“ diente. Bekannt ist der Ort Morungen neben seiner ihn umgebenden schönen Landschaft vor allem durch den mittelalterlichen Minnesänger Heinrich von Morungen (etwa 1150 – etwa 1220). Ein Erinnerungsstein an ihn steht an der Thomaskirche in Leipzig.
Wegearten
Höhenprofil anzeigenStart
Ziel
Wegbeschreibung
Station 1 - Parkplatz am Ortseingang Morungen /Wegbeschreibung
Wegbeschreibung: Vom Parkplatz führt die Route entlang am Molkenbach nach Süden in Richtung Mooskammer, vorbei am Schacht „Neuer Moritz“ bis zum am Fuß der Mooskammer verlaufenden Karstwanderweg. Diesem folgen wir westwärts bis zur Hinweistafel „Pferdeställe“. Ein kurzer Aufstieg zu diesen Karsterscheinungen ist möglich. Dann geht es weiter dem Weg in Richtung Großleinungen um ihn nach etwa 300 m nach rechts zu verlassen und den Bach zu überschreiten. Es werden die ehem. Lehmgruben der ehem. Ziegelei Morungen (heute Angelgewässer) nach Norden passiert und dem Feldweg bis zur Landstraße L 231 gefolgt. Etwa 100 m nach Querung der Landstraße verlassen wir den Schotterweg nach links und folgen dem dortigen Waldweg bis zu einem Steinbruch und dann weiter in etwa nördlicher Richtung. Bei einer dort am Wege stehenden überdachten Sitzgruppe halten wir uns links (Wegweiser Richtung Morungsburg) bis zur Hinweistafel auf die Burg. Bis zur Burg sind es dann noch ca. 150 m. Nach der Besichtigung geht es den Weg wieder zurück, die Sitzgruppe bleibt abseits rechts des Weges liegen und wir folgen dem Weg talwärts nach Osten in Richtung Morungen bis zum Standort der Wasserversorgungsanlage für das Dorf. Hier biegen wir ab nach Norden (Weg zur Kohlenstraße) und folgen ihm etwa 150 m bis zu einem „Steinbruch“ (Barytgang) rechts des Weges. Danach geht es wieder zurück durch das Dorf bis zum Ausgangspunkt.
Station 2 - Schacht Neuer Moritz
Der Bergbau auf Kupferschiefer (Abbau eines Flözes, eines im Wasser abgelagerten Sediments) begann um Morungen in den Revieren am Heiligen Born (erwähnt 1452) und am Kuhberg (östlich von Morungen) und im Morunger Gemeinderevier (westlich von Morungen). Es gab aber auch älteren Bergbau auf Erze oder Spat (Gangbergbau).
Hier stehen wir am Kupferschieferschacht Neuer Moritz, der etwas oberhalb des Gonnaer Stollens steht und etwa 62 m tief ist. Er wurde schon vor 1836 geteuft und bereits 1844 wieder abgeworfen. An seiner Halde ist auffällig viel Kupferschiefer zu finden, was Rückschlüsse auf die Bauwürdigkeit an dieser Stelle zulässt.
Die fehlende Bauwürdigkeit in diesem Areal war sicher auch der Grund für das Beenden des Vortriebs der beiden Hauptstollen des Reviers Sangerhausen, nämlich des Gonnaer Stollens (Ansatz 1542 zwischen Gonna und Sangerhausen, 13 km Gesamtlänge, davon Querschlag vom Mundloch bis Obersdorf 3,2 km, ab Obersdorf nach Westen Vortrieb bis etwa 1850, Endpunkt: Gonnaer Stollenschacht westlich der Lehmgruben / Angel-teiche, geteuft 1849, 62 m tief, heute eingeebnet) und des Seegen-Gottes-Stollens (Ansatz 1830 westlich Sangerhausen, 10 km Gesamtlänge, Vortrieb bis 1874, westliches Ende unter der Mooskammer auf der Höhe der sog. Pferdeställe. Weitere und ältere Stollen in diesem Revier waren die Pfaffenrainer Sohlenstrecke und der Morunger Gemeinde-Erbstollen, die beide unmittelbar südlich der Landstraße liegen. Wir stehen hier am Nordhang der Mooskammer, deren Steilhang das zwischen dem Kupferschieferausstrich nördlich der Landstraße und der Mooskammer entstandene Auslaugungs- und Erosionstal südlich begrenzt. Es ist zwischen Pölsfeld und Seesen am gesamten
Südharzrand parallel zum Kupferschieferausstrich vorhanden. Seine Entstehung verdankt es der Wasserlöslichkeit der über dem Kupferschiefer liegenden anhydritischen Gesteine des Zechsteins. Die Oberflächengewässer erleiden hohe Wasserverluste (u. U. bis 100 %). Dieser Bereich ist der Mittelpunkt der „Karstlandschaft Südharz“. Deswegen trägt auch die Mooskammer den Status eines Landschaftsschutzgebietes. Über eine Brücke über den Erlbach und einen Treppenaufstieg kommen wird auf den Landwehrweg, der uns zu den Pferdeställen bringt.
Station 3 - Mooskammer und Pferdeställe
Auf der Oberkante des Höhenzuges der Mooskammer setzt der Buntsandstein ein. Seine vorwiegend tonige Basis schützt den darunterliegenden Zechstein, hier die Oberkante des Hauptanhydrits, gegen das Eindringen von Wasser von oben. Dadurch bildete sich die Steilstufe im Gelände heraus. Die Auflösung des Gesteins von Norden her, das zur Entstehung des Erosions-/Subrosionstales geführt hatte, geht aber weiter und führte hier zu erheblichen Auslaugungsräumen im Untergrund und damit zu Großerdfällen.
Die sog. Pferdeställe sind solche großen Erdfälle. Ihre versteckte Lage veranlasste die Bewohner im Mittelalter/30-jähriger Krieg, hier ihr Vieh vor marodierenden Söldnern zu verstecken. Eine Schautafel gibt hier Erläuterungen zur Geologie.
Station 4 - Lehmgruben Ziegelei
Die ehem. Ziegelei Morungen (Lage: in einem Tal nördlich der Straße) gewann hier im Tal ihren Rohstoff für die Ziegelproduktion. Der Transport zur Ziegelei erfolgte mittels Kipploren auf Schmalspurgleisen. Heute stellen die inzwischen wassergefüllten Gruben ein beliebtes Angelgewässer dar. Auf dem Weg in Richtung Landstraße überqueren wir - direkt an den Teichen den Gonnaer Stollen (etwa +190 m NN / 62 m Teufe) - zwischen Schacht Nr. 3 und Nr. 4 den Pfaffenrainer Stollen (ca. 50 m u. G.) - unter den kleinen Halden westl. des Weges den Morunger Gemeinde-Erbstollen (etwa gleiche Teufenlage)
Station 5 - Pingen beiderseits des Weges
Nördlich der Straße finden wir im Wald beiderseits des Weges die nahe am Ausgehen-den liegenden Reste der bergbaulichen Anfänge mit den typischen, eng beieinander liegenden Pingen (Hinterlassenschaft des sog. Duckelbergbaus).
Station 6 - Steinbruch
Unmittelbar östlich des Weges treffen wir auf einen Steinbruch in den liegenden Gesteinen des Kupferschiefers, hier des Oberkarbons (rote Sandsteine, Tonsteine u. Konglomerate). Diese Gesteinsfolge ist sowohl im Röhrigschacht (Schachtröhre unterhalb der Stollensohle und im Querschlag 1. Sohle) als auch z. B. im Kyffhäusergebirge präsent. Das Kyffhäuserdenkmal steht darauf und besteht daraus. Die Gesteine gehören ins Karbon, und zwar in die Mansfelder Schichten (Stefan). Die Schichtenfolge aus roten Tonsteinen, Sandsteinen und Konglomeraten ist zyklisch aufgebaut, d.h. sie beginnt unten mit den Tonsteinen und entwickelt sich weiter über Sandsteine und Konglomerate um plötzlich wieder zu Tonsteinen zu wechseln. Dies erfolgt in mehreren Zyklen und erreicht mehrere hundert Meter Mächtigkeit. Im Ruhrgebiet und bei Halle (Wettin) sind diese Schichten kohleführend.
Station 7 - Alte Morungsburg
Von der alten Morungsburg sind nur noch spärliche Reste erhalten. Zu sehen sind neben Resten von Wall- und Grabenanlagen nur noch wenige Meter Mauerreste. Die Morungsburg wurde im 11. Jh. erwähnt. Kaiser Heinrich V. (1081 – 1125) belehnte damit die Grafen von Mansfeld. Die Burg wurde bald verlassen. Bekannt ist sie vor allem als Geburtsort Heinrichs v. Morungen, des Minnesängers (1150-1222). (siehe auch WIKIPEDIA: Burg Alt-Morungen)
Station 8 - Barytgang
In und um Morungen fand aber nicht nur Bergbau auf Kupferschiefer statt. Es weisen alte Schmelzstellen in der Umgebung auch auf die Gewinnung von Metallen und auch auf Minerale wie Schwerspat hin. Hier stehen wir vor einem alten Aufschluss eines Schwerspatganges, der durch Verwitterungsvorgänge schwer erkennbar ist. Abbau erfolgte auf dieses Mineral noch bis ins 19. Jh. Der Gang ist Teil des Unterharzer Gangsystems und wird zeitlich in den Übergang vom Karbon zum Perm (zu dem auch der Zechstein gehört) gestellt.
(siehe auch [183] Barytgang Morungen (Morungen))
Koordinaten
Kartenempfehlungen des Autors
Internetseiten des Vereins der Mansfelder Berg- und Hüttenleute:
Buchtipps für die Region
Kartentipps für die Region
Wetter am Startpunkt der Tour
Statistik
- Wegpunkte
- Wegpunkte
Fragen & Antworten
Hier kannst du gezielt Fragen an den Autor stellen.
Bewertungen
Gib die erste Bewertung ab und hilf damit anderen.
Fotos von anderen