Montanweg Süd (Bergbauaktiv NRW Edition, Spur der Kohle Weg 7)

Das Gebiet gehört zu Gennebreck und Haßlinghausen, zur Stadt Sprockhövel, zum Ennepe-Ruhr-Kreis, zum Niederbergisch-Märkisches Hügelland, zum Rheinischen Schiefergebirge und liegt in NRW, Deutschland.
Hauptthema ist eine historisch-geographische Analyse der Montangeschichte und ihrer Relikte:
Bergbau auf Steinkohle, Eisenerz und Sandstein (Pingen, Stollenmundlöcher, Schächte,Zechenbetriebsgebäude, Steinbrüche, Halden und mittelalterliche oder frühneuzeitliche Eisenverhüttungsplätze).
Bergbau auf Steinkohle ist seit 1522 dokumentiert. Daneben werden Aspekte der Historischen Verkehrsgeographie (Hohlwege, aufgegebene Bahntrassen), Siedlungsgeographie (Besitz und Nutzungsgrenzwälle und -gräben, Gewerkengehöft mit Ahornallee) und Vegetationsgeographie (Ilexreicher Rotbuchenwald) gezeigt und angesprochen.
Ruhrgebiet: Aussichtsreicher Themenweg
Der Startpunkt des Weges liegt in Obersprockhövel, Nähe Flüßbusch, an der Kreuzung des Rad- und Wanderweges Hattingen-Schee mit der Wuppertaler Straße kurz vor der Quellenburg. Parken ist möglich aus Sprockhövel kommend vor dem Startpunkt auf dem rechten Seitenstreifen.
Autorentipp
Sicherheitshinweise
Kurze Stücke können auf Grund Naturlbelassenheit bei nasser Witterung glatt seinWeitere Infos und Links
- Übersicht aller "Spur der Kohle" Wanderwege- Forschungs- und Besucherbergwerk Stock und Scherenberg
- Wir würden uns sehr über eine Spende und Unterstützung für den Erhalt und Ausbau der Wanderwege freuen
Start
Wegbeschreibung
Siehe auch Exkursionsführer
Text des geplanten Flyers:
Bergbauwandern in Sprockhövel
Eine Wiege des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet stand im Raum Sprockhövel. Hier treten die Flöze zutage; die Steinkohle konnte leicht aufgefunden und abgebaut werden. In der reizvollen Hügellandschaft Sprockhövels erleben Sie auf erholsame und anschauliche Weise mehr als 400 Jahre Bergbaugeschichte. Trotz aller Wandlungen und Entwicklungen hat diese alte Bergbauregion eine liebenswerte Ursprünglichkeit bewahrt.
Der Montanweg Süd
Hauptthema dieser Bergbau-Wanderung ist die Montangeschichte mit ihren Relikten: Bergbau auf Steinkohle, Eisenerz und Sandstein (Pingen, Stollenmundlöcher, Schächte, Zechenbetriebsgebäude, Steinbrüche, Halden und Eisenverhüttungsplätze). Bergbau auf Steinkohle ist seit 1522 dokumentiert. Daneben werden Hohlwege, aufgegebene Bahntrassen, Grenzwälle und -gräben, Gewerkengehöfte und landschaftstypische Vegetation angesprochen. Dies wird an 31 Standorten erläutert.
Der Weg im Süden der Stadt Sprockhövel schließt an den Montanweg Nord an.
Geologie
Im Oberkarbon bestand nördlich eines bereits von der variszischen Gebirgsbildung erfassten Gebietes eine sich fortlaufend vertiefende Senke. Diese wurde mit Sedimenten des entstehenden Gebirges gefüllt. Die ältesten Gesteine sind Ton- und Schluffsteine, die in einem marinen Milieu gebildet wurden (Ziegelschiefer-Formation/Vorhalle-Schichten).
Später entstanden die Sprockhöveler und Wittener Schichten in einem Milieu von lagunären Brackwasserbereichen und Seen. Dazwischen lagen von Flußläufen durchzogene Sumpfwälder. Die dort abgelagerten Sedimente zeigen im Idealfall einen sich regelmäßig wiederholenden Aufbau. Sie begannen mit fluviatilen Sandsteinen und entwickelten sich über sandige Tonsteine hin bis zu einer Moor- bzw. Flözbildung. Vereinzelt bildete sich in den Küstenmooren auch Eisenstein.
Gegen Ende des Oberkarbons erfasste die Gebirgsbildung auch dieses Gebiet. Die Sedimente wurden zu Sätteln und Mulden zusammengeschoben. Das Exkursionsgebiet ist Teil der Herzkamper Mulde. Später wurde das gesamte Gebiet eingerumpft und durch fluviatile Erosion zerschnitten. Die höchsten Erhebungen dieser Schichtrippenlandschaft treten im südlichen Bereich auf, der überwiegend vom Sengsbänksgen-Sandstein gebildet wird (292 m über NN, westlich von STO 16) .
Wegbeschreibung
Start MONTANWEG SÜD bei Flüsbusch / Glückauftrasse
Montanweg Süd und Montanweg Nord starten dort, wo der Radweg (Glückauf-Trasse, ehemalige Bahnlinie) die Wuppertaler Straße (L70) quert. Die Bahnlinie Hattingen-Wichlinghausen wurde 1884 eröffnet. Sie diente vor allem dem Transport der Steinkohle nach Süden, aber auch dem Personenverkehr. So entwickelte sich in der Zwischenkriegszeit ein bescheidener Tourismus von Tageausflüglern aus dem Wuppertaler Raum nach Sprockhövel. Als 1969 die letzte Sprockhöveler Zeche Alte Haase schloss, verlor die Bahn die letzte Großkundin. Sinkende Nachfrage führte 1979 auch zur Einstellung des Personenverkehrs und 1982 zur Beendigung des Güterverkehrs. Der Versuch, die Strecke für den S-Bahnverkehr zu revitalisieren, scheiterte. Ab 1991 wurde die Trasse als Rad- und Wanderweg ausgebaut.
Weg: Wir folgen dem Radweg 30 m nach S bis zu einer Bank, hinter der ein oranges Rohr steht.
Bergbauwüstung
Wir durchqueren ein sehr altes Bergbaugebiet, in dem die rivalisierenden Gewerkenfamilien Stock und Scherenberg
aktiv waren (Gewerke=Anteilseigner an einem Bergwerk). Es sind Relikte des Pingen-, Stollen- und Schachtbergbaus erhalten. Hier wurden die nordöstlich streichenden Flöze der Wittener Schichten abgebaut. Wir befinden uns im Nordflügel der hier von den Wittener Schichten gebildeten Herzkamper Mulde. Beim orangen Rohr befindet sich ein alter 131 m tiefer tonnlägiger (schräger) Wetterschacht, der das bereits 1647 erwähnte Flöz Feldgesbank (Mausegatt) erschloss und zum Bergwerk Glückauf gehörte, das nördlich von Flüsbusch liegt.
Weg: Wir gehen etwa 150 m weiter bis zu einem grauen Stab auf der linken Seite. Dabei überschreiten wir die kaum abbauwürdigen Flöze der Kreftenschergruppe.
Bergbauwüstung/Akeldruft
Wir sehen links vom Weg eine Bergbaulandschaft. Deutlich sichtbar ist eine talartige Vertiefung, eine Akeldruft, ein ehemaliger Entwässerungsgraben, durch den eine größere Abbautiefe erreicht wurde. Rechts und links davon sind Halden und Pingen zu erkennen. Hier wurden die Flöze der Geitlinggruppe abgebaut: Im Vordergrund die 1662 erstmals erwähnte Eggerbank, dahinter die Gertgesbank, die 1650 erstmals erwähnte wurde und 1671 an die Gewerken Scherenberg verliehen wurde. Ab hier weist die Wuppertaler Straße bergbaubedingt starke Unebenheiten auf.
Weg: Im weiteren Verlauf queren wir 100 m weiter die Muldenachse der Herzkamper Mulde und befinden uns im Südflügel der Mulde. Wir unterschreiten eine Hochspannungsleitung und gehen 65 m weiter.
Feinkohlestücke
Rechts vom Weg wurde ein Flöz angeschnitten, das aber fast verschüttet ist. Zu erkennen sind noch Feinkohlestücke im Weggraben.
Weg: Wir gehen weiter bis zur 1. Brücke.
Anschnitt unter der ersten Brücke
Unter der Brücke ist auf der rechten Seite Sandstein zu erkennen, auf der linken Seite Tonstein mit Toneisenstein-Geoden. Bei dem Sandstein dürfte es sich um den Mausegatt-Sandstein handeln, der im Liegenden von Flöz Lehnbank den unteren Rand der Wittener Schichten bildet. Die Lehnbank wurde 1650 erstmals urkundlich erwähnt und 1671 an Scherenberg verliehen.
Weg: Wir gehen 200 m weiter.
Wasseraustritt
Auf dem Weg tritt eisenhaltiges Wasser aus, das manchmal geysirartig ausgeschüttet wird. Wir befinden uns nun im Bereich der Sprockhöveler Schichten. Das Hauptflöz ist das oberste abbauwürdige Flöz der Sprockhöveler Schichten im Exkursionsgebiet, das höher gelegene Flöz Schieferbank ist nicht abbauwürdig. Im Bereich des Hauptflözes befinden sich dünne Eisensteinflöze, aus denen das austretende Eisen stammt.
Weg: 140 m weiter bis zur zweiten Brücke.
Anschnitt unter der zweiten Brücke
Hier tritt auf beiden Seiten Sandstein auf, rechts zusammen mit Tonstein. Bemerkenswert sind hier auf der linken Seite inkohlte Driftholzreste im Gestein. Oberhalb vom Radweg ist hier die Silscheder Bahntrasse zu erkennen.
Weg: Wir verlassen den Radweg nach rechts, überqueren ihn ostwärts und erreichen über den Rottenberger Weg die Quellenburgstraße, die wir überqueren und bis zu einer Abzweigung nach links folgen, die ebenfalls Quellenburgstraße heißt.
Schacht Hövel
Hier liegt eine der traditionsreichsten Zechen des Ruhrgebietes. Schacht Hövel gehörte zu den Sieper & Mühler Gruben. Verschiedene Konsolidationen führten diese Zeche über die Zeche Herzkämper Mulde (1889), Stock und Scherenberg (1898) zur Zeche Deutschland (1902), die das gesamte Gebiet beherrschte.
1850 begann man den Schacht Hövel abzuteufen, der 1898 eine Teufe von 285 m erreichte. Es entstand eine Tiefbauzeche. Abgebaut wurde die Steinkohle aus den Flözen Hütterbank (Hauptflöz) und Oberstebank (Dreckbank) sowie Eisenerz aus dem Neuflöz (Striepen). Die Entwässerung funktionierte über den Herzkämper Erbstollen und ab 1862 auch über den Dreckbänker Erbstollen, der im Flöz Striepen (Neuflöz) angelegt wurde, sowie mittels Dampfmaschinen.
Nach dem Bau der Eisenbahn Wichlinghausen-Hattingen (1884) erfolgte ein beachtlicher Aufschwung. Vom Bahnhof Schee wurde ein Gleis in Richtung Schacht Hövel gelegt. Der Bergbau auf Steinkohle wurde aber bereits 1905 aufgegeben, bis 1911 wurde noch Eisenerz abgebaut. Der Schacht wurde hierzu an die Eisensteinzeche Neu Herzkamp verpachtet. Abgebaut wurde Kohleneisenstein aus dem Neuflöz und dem Hauptflöz. Es wurde auch eine geruchsintensive Röstanlage zur Reinigung des Eisenerzes von Schwefel und Kohlenstoff betrieben.
Eine Transportbrücke verband die Anlagen südlich und nördlich der Quellenburgstraße. Südlich der Quellenburgstraße befanden sich eine Verladeeinrichtung, der Röstplatz und eine Halde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Halde durchsiebt, um Feinkohle zu gewinnen, die die Papierfabrik Scheufelen in Baden-Württemberg benötigte. Anschließend wurde dort Müll verkippt. Das Gelände wird heute landwirtschaftlich genutzt, nichts erinnert mehr an die Montangeschichte. Auch das Gleis vom Bahnhof Schee hat keine Spuren hinterlassen.
Nördlich der Quellenburgstraße befand sich das Zentrum des Zechengeländes mit Schacht, Maschinenhaus, Kesselhaus, Werkstätten, Pumpenhaus, Lagerhäusern und Wohnungen. Erhalten sind nur zwei Objekte: Das Haus Nr. 62 ist das ehemalige Kessel- und Fördermaschinenhaus, die originale Struktur ist vor allem auf der Ostseite erhalten: typisch sind pfeilerartige Wandverstärkungen. Im Garten des Hauses Nr. 72 steht ein bepflanzter Bottich auf dem ehemaligen Schacht.
Weg: Wir kehren zurück zum Radweg, überqueren ihn und gehen dann südwärts über die Eisenbahnstraße parallel zum Radweg bis zum Bahnhof Schee.
Bahnhof Schee
Der 1886 erbaute Bahnhof Schee war ein wichtiger Umsteigebahnhof. Hier verliefen drei Bahnlinien: - die Linie Wichlinghausen-Hattingen,
- die Linie Schee-Haßlinghausen-Silschede mit Anschluss nach Haspe - und die Werksbahn Schee-Schacht Hövel.
Das beeindruckende Gebäude dokumentiert die Bedeutung der Bahnstrecken. Nach der Stilllegung der Bahnstrecken wurde der unter Denkmalschutz stehende Bahnhof privatisiert.
Weg: Wir gehen vom Südende des Bahnhofs etwa 60 m weiter und blicken nach SW.
Blick auf Schee/Alter Schee
Aus Schee stammt eine sehr frühe Dokumentation des Steinkohleabbaus. Der Abbau in den Dyker Dellen wurde 1547 urkundlich erwähnt. In Schee befand sich später außerdem ein Kontor, wo Wegegeld und bis 1808 Exportzoll erhoben wurde, wohl überwiegend von den Kohlentreibern, die Steinkohle aus der Grafschaft Mark nach Süden in das Herzogtum Berg, also ins Ausland, brachten.
Weg: Wir gehen etwa 250 m weiter, dabei queren wir die ehemaligen Gleise.
Stollenmundloch der Kleinzeche Johann
Wir erkennen eisenhaltiges Wasser am östlichen Wegrand. Es stammt aus dem Stollenmundloch der Kleinzeche Johann. Im Hangenden des Steinkohleflözes Sengsbank tritt Eisenstein auf. Das Geviertfeld Johann wurde weit vor 1900 verliehen. Das Flöz Sengsbank wurde hier durch einen tonnlägigen Schacht abgebaut. 1955 lag die Kleinzeche still.
Weg: Wir gehen etwa 30 m weiter.
Sandsteinbruch
Vom Weg aus sehen wir einen teils verschütteten Sandsteinbruch des Sengsbänksgen-Sandsteins/-Konglomerats, ein Sandstein im Liegenden des unbedeutenden Flözes Sengsbänksgen. Dieser Sandstein wurde an verschiedenen Stellen abgebaut (siehe auch Steinbruch Weuste).
Weg: Wir nehmen vor dem Steinbruch einen Nebenweg nach links und folgen ihm 80 m. Wir blicken nach rechts.
Betonfundament (Schachtkopf) der Kleinzeche Johann
Dort sind Reste einer Betonverbauung des Schachtes der Kleinzeche Johann aus der Nachkriegszeit erhalten. Weg: Nun geht es wieder zurück zum Hauptweg. Diesem folgen wir 65 m nach S. Wir befinden uns jetzt im Bereich der ältesten Gesteine, die durch den Montanweg Süd erschlossen werden: Die erosionsanfälligen Ton- und Schluffsteine der flözleeren Ziegelschiefer-Formation /Vorhalle Schichten.
Exkurs I: Scheetunnel
Es besteht die Möglichkeit, einen Abstecher südwärts zu einer Informationstafel des GEOPARKS RUHRGEBIET zum Thema Scheetunnel zu gehen. Hier sind Gesteine des flözfreien Oberkarbons idealtypisch aufgeschlossen.
Weg: Der Montanweg Süd verläuft jedoch nach E. Wir biegen nach links in den Kuxloher Weg ein, passieren ein Haus, das direkt an der Straße liegt und sehen bald rechts der Straße zwei Gebäude.
Gewerkengehöft Kuxloh und Eisenverhüttungsplatz
Hier wohnte ein Gewerke, ein Anteilseigner an einem Bergwerk. Ein wenig weiter fließt ein kleiner Bach durch einen Siepen nach N. Hier liegt ein Geschützter Landschaftsbestandteil vor. In diesem Tälchen fand Düsterloh einen mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Eisenverhüttungsplatz, nachgewiesen durch Streufunde.
Weg: Es geht weiter nach NE bis rechter Hand, also südlich vom Kuxloher Weg, eine weitere Gebäudegruppe auftaucht.
Gewerkengehöft Sundern, Fischteiche und Eisenverhüttungsplatz
Hier befindet sich ein weiteres ehemaliges Gewerkengehöft. In einem Tälchen mit naturnahem Bachlauf sind einige verlandete Teiche, die der Fischzucht dienten. Auch hier fand Düsterloh einen Eisenverhüttungsplatz, nachgewiesen durch Schlackenhalden.
Weg: Wir folgen dem Kuxloher Weg nach NE bis er beim Haus Waldlust auf die Quellenburgstraße stößt.
Blick vom Haus Waldlust nach Nord-Osten in den Quellbereich des Sprockhöveler Baches (Wiggershauser Bach)
Nach links (Norden) schweift unser Blick über das nördliche Märkische Hügelland und das südliche Ruhrgebiet mit der Ruhr-Universität Bochum, nach NE blicken wir in das Quellgebiet des Sprockhöveler Baches. Die erosionsanfälligen Gesteine der Ziegelschiefer-Schichten/Vorhalle-Schichten ermöglichten eine intensive Erosion der Bäche.
Weg: Wir folgen der Quellenburgstraße 60 m nach links, dann beginnt auf der gegenüber liegenden Straßenseite hinter einem 'Schild 50 km/h' ein Weg in den Quellbereich des Sprockhöveler Baches. Vorsicht: Die Verkehrssituation ist nicht ungefährlich! Es empfiehlt sich, die Straße etwas weiter links zu überqueren, wo man sie in beide Richtungen überblickt. Anschließend geht man zum 'Schild 50 km/h' zurück .
Ilexreicher Rotbuchenwald mit Trockental
Der Rotbuchenwald besitzt eine gut ausgebildete, Strauchschicht aus Stechpalmen (Ilex aquifolium). Diese atlantische Art wurde durch die im Mittelalter und später betriebene Waldweidewirtschaft unbeabsichtigt gefördert, da das Vieh die stacheligen Blätter mied. Derartige Rotbuchenwälder sind im Bergisch-Märkischen Hügelland zunehmend häufig anzutreffen.
Weg: Wir folgen dem Weg nach NE, queren einen Quellbach und wenden uns dann nach links und folgen dem Weg 120 m.
Halde des großen Steinbruchs Weuste
Rechts vom Weg erkennt man eine Halde (Sandsteine mit Miniflözen und inkohlten Drifthölzern) des großen Steinbruchs Weuste, in dem sich die von Erich Schultze-Gebhardt bekannt gemachte Rippelmarkenwand befindet.
Exkurs II: Steinbruch Weuste von oben
Es besteht die Möglichkeit, über die Halde nach NE aufzusteigen. Es bieten sich interessante Einblicke in den älteren, stillgelegten Teil des Steinbruchs Weuste. Vorsicht: Der Weg ist nicht ungefährlich!
Exkurs III: Steinbruch Weuste, Rippelmarkenwand
Um die erwähnte Rippelmarkenwand zu bestaunen, ist einen Abstecher zum großen Steinbruch Weuste erforderlich. Der Zugang zum Steinbruch erfolgt von NE über die Straße Weuste. Es handelt sich um Betriebsgelände, eine Genehmigung muss unbedingt eingeholt werden!
Weg: Wir folgen dem Weg weitere 75 m und blicken nach rechts.
Stillgelegter Bereich des Steinbruchs Weuste
Der Abbau des Sandsteins im Bereich des Steinbruchs Weuste begann hier im W und dehnte sich immer weiter nach NE aus. Abgebaut wurde der Sengsbänksgen-Sandstein, zu einem geringeren Teil der Sengsbank-Sandstein.
Weg: Wir gehen etwa 15 m weiter. Links vom Weg wird eine Quelle sichtbar.
Mundloch des Stollens des Flözes Heller Mittag
1844 wurde das Längenfeld Heller Mittag im Bereich der Sengsbank verliehen. 1845 wurde ein Stollen nach NE mit einem Wetterschacht/Tagesüberhauen und einem Förderschacht angesetzt. Doch bereits 1848 wurde der Betrieb eingestellt. Das Mundloch des Stollens von Heller Mittag liegt verschüttet unterhalb der Quelle. Das Wasser stammt aus dem Stollen von Heller Mittag. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sprockhöveler Baches befand sich etwa 40 m bachaufwärts ein Stollen des Bergwerks Blaue Rose aus dem Jahre 1804. Von 1948 bis 1953 war das Bergwerk Heller Mittag wieder in Betrieb, die Betriebstätte befand sich jedoch weiter im Nordosten auf dem Betriebsgelände des Steinbruchs Weuste.
Weg: Wir folgen dem Weg weitere 20 m bis eine grabenförmige Vertiefung den Weg quert.
Hohlweg
Der Hohlweg diente dem Abtransport von Sandstein oder Steinkohle. Der Hohlweg setzt sich nach NE am Rande einer Wiese fort.
Weg: Wir folgen dem Hohlweg etwa 20 m nach rechts.
Besitz- und Nutzungsgrenzwall
Von hier erstreckt sich ein Wall und Graben 145 m nach N. Es handelt sich hierbei um Reste eines Systems von Grenzgräben und -wällen. Es diente der dauerhaften Abgrenzung von Gebieten unterschiedlicher landwirtschaftlicher Nutzung (Weide/Acker) oder Eigentumsstruktur. Die Entstehung des Wall-Graben-Systems ist nur sehr ungenau festzulegen. Oft wird ihre Genese ins Spätmittelalter oder frühe Neuzeit gelegt.
Weg: Wir gehen zurück zum Weg und folgen diesem etwa 100 m nach N. Dann verlassen wir den Weg nach links und gehen etwa 20 m nach W.
Eisenverhüttungsplatz Schneppendahl
Wir sehen Reste eines mittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Verhüttungsplatzes mit kleinem Wall, Schlackenhalde, ferner Reste von einem Damm, mit dem der Bach aufgestaut wurde. Die Wasserkraft diente zum Betrieb eines Blasebalgs. Das Eisenerz stammte aus der Umgebung.
Weg: Wir gehen wieder zum Weg und folgen ihm 160 m nach N.
Bergbauwüste von Scheeles Auge
In dem Gebiet unterhalb des Weges sind Pingen und Stollenmundlöcher zu erkennen. Sie gehören zum Bergwerk Scheeles Auge. Es war zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Betrieb. Eine Karte zeigt einen Stollen mit sechs Schächten. Später wurden hier drei Stollen festgestellt. Abgebaut wurde Steinkohle, möglicherweise auch Eisenerz aus dem Neuflöz/Striepen. Am Nordrand dieses Bereichs, unmittelbar vor dem Bahndamm, dürfte auch das Flöz Wasserbank
/Oberstebank ausgebeutet worden sein.
Weg: Der Weg geht nun nach E und dann sehr steil eine Anhöhe hinauf. Es handelt sich um eine im Rahmen der Anlage der Bahnstrecke Schee-Silschede entstandenen Halde. Wir gehen nach Osten und sehen eine Bergbauwüstung.
Bergbauwüstung im Neuflöz
Zahlreiche Pingen des Neuflözes unterschiedlicher Größe und Halden sind sichtbar. Wahrscheinlich wurde hier neben Steinkohle und Eisenerz auch der Neuflöz-Sandstein abgebaut.
Weg: Wir gehen etwa 70 m nach Süden bis wir auf einer Wiese eine große Traubeneiche inmitten einer versumpften Stelle erkennen.
Bergbaurelikt im Flöz Besserdich und im Besserdich-Sandstein
Im 20. Jahrhundert befand sich hier eine 4 m tiefe, rechteckige Grube mit den Ausmaßen 75 x 35 m. Abgebaut wurde neben Steinkohle aus dem wenig ergiebigen Flöz Besserdich vor allem der Besserdich-Sandstein. Das eisenhaltige Wasser entstammt wahrscheinlich einem Eisensteinflöz zwischen den Steinkohleflözen Besserdich und Sengsbank. Die Grube ist weitgehend verschüttet, ihre Ränder sind noch erkennbar. Von der Nordwestecke gingen befestigte Wege zum Steinbruch Weuste zum Abtransport der gewonnenen Materialien.
Weg: Nun geht es nach Norden zur ehemaligen Bahnlinie, die heute als Rad- und Wanderweg genutzt wird.
Ehemalige Bahnlinie Schee-Haßlinghaus-Silschede mit Anschluss nach Haspe
Mit dem Bau dieser Bahnstrecke wurde 1887 begonnen. Schwierige Gelände- und Besitzverhältnisse mussten überwunden werden. 1889 wurde die Strecke in Betrieb genommen. Sie diente hauptsächlich den Kohlentransport. In Silschede hatte sie Anschluss an die Schlehbusch-Harkorter Kohlenbahn, die nach Hagen-Haspe führte. Bereits 1960 wurde auf der Strecke Schee-Silschede der Personenverkehr eingestellt. Die Firma Kraft, die ein Lebensmitteldepot in Hiddinghausen betrieb, sicherte den Güterverkehr noch bis 1989. Nach der Stilllegung der Strecke fiel das Gelände im Bereich des Gutes Scherenberg an die Besitzerfamilie zurück. Deshalb muss jetzt der Rad- und Fußweg den Bauernhof umgehen.
Weg: Nun geht es entlang der alten Bahnlinie nach rechts. Wir sehen beidseitig von der Trasse einen großen Steinbruch.
Steinbruch im Wasserbank-Sandstein
Wir sehen Driftholzabdrücke und Steinkohlestücke im Wasserbank-Sandstein.
Weg: Nun gehen wir zurück zum STO 27 und von dort wenige Meter nach NO.
Pingenlandschaft im Flöz Wasserbank im Halloher Holz
Dort sind zahlreiche Pingen im Flöz Wasserbank zu sehen. Wir blicken auf das Halloher Holz. 1632 wurde ein Bergwerk bei Hallo erwähnt. 1637 wurde Cord Stock vom Hallo auf dem 'haloer erbgrundt im busch' mit einem Steinkohlenflöz belehnt. Das Bergwerk befand sich im Tal des Sprockhöveler Baches. Die genaue Lage ist unbekannt. Das Bergwerk könnte sich im Bereich der Standorte 20-27 befinden.
Weg: Wir gehen zurück zur alten Bahnlinie und folgen ihr nach Westen. Wir gehen zunächst auf der Bahntrasse, dann auf einem neu angelegten Weg bis oberhalb eines großen Gehöfts.
Blick auf Scherenberg
Der Hof Scherenberg wurde bereits 1250 urkundlich erwähnt, als Ritter Henricus von Volmastein dem Kloster Gevelsberg eine Hufe zu Scherenberg übereignete. Diese Urkunde ist das älteste schriftliche Dokument aus dem Bereich des Montanwegs Süd. Scherenberg spielte in der Montangeschichte des Gebietes eine herausragende Rolle. Südöstlich vom Hof fand Düsterloh einen weiteren durch Schlackenreste nachgewiesenen Eisenverhüttungsplatz. 1632 wurde Bergbaubesitz der Gewerken von Scherenberg erwähnt, 1647 wurde ihnen ein auflässig gewordenes Flöz verliehen, das aus dem Halloer Busch über den Weyershauser Bach (Sprockhöveler Bach) zum Hof Scherenberg verlief. Bereits damals kündigten sich Konflikte mit den auf Halloh sitzenden Gewerken Stock an, da die beiden Familien teilweise die gleichen Flöze ausbeuteten.
Die problematische Situation verschärfte sich noch durch die Anlage von Erbstollen. Ab dem 17. Jahrhundert wurden im Herzkämper-Haßlinghauser Revier Wasserlösungsstollen (Erbstollen) angelegt. Diese gingen von den tiefeingeschnittenen Tälern aus.
Ab 1647 legten Peter und Johann Scherenberg am Sprockhöveler Bach den Jutermannsstollen an. Sein Mundloch befand sich unterhalb der heutigen Anwesen Nocken und Ebel im Tal des Sprockhöveler Baches. Der Stollen verlief im Tal des Sprockhöveler Baches bis zu einer Stelle 175 m südlich von Wiggers. Hier fand er Anschluss an die Flöze der Herzkamper Mulde, die er entwässerte.
Die Familie Stock verfügte mit dem vor 1670 weiter östlich im Tal des Kreftingsbaches angelegten Kreftingsstollen über einen weiteren Erbstollen, der tiefer lag und daher eine größere Ausbeute versprach, denn allgemein galt die Regel: „Der tiefere treibt den oberen aus“, das heißt: er drängt ihn aus dem Geschäft. Zwangsläufig kam es zu Konflikten zwischen den Gewerkenfamilien Stock und Scherenberg, die 1704 mit einem Kompromiss beigelegt wurden.
Ab 1765 begann der Bau des Trapper/Schlehbuscher Erbstollens (in der Fortsetzung: Dreckbänker Erbstollens), dessen Mundloch nahe der Ruhr zwischen Volmarstein und Wengern tiefer als die anderen Mundlöcher lag. Dadurch wurde ein viel tieferer Bergbau möglich. Der Dreckbänker Erbstollen verläuft weitgehend im Flöz Striepen (Neuflöz), erreichte das Exkursionsgebiet erst nach 1841 und durchquert es etwa auf der Linie Schee, südlich Hövel, südlich Scherenberg, Timmerholt. Seit 1862 war er an der Entwässerung des Schachtes Hövel beteiligt.
Ab 1773/74 wurde ausgehend vom Felderbachtal der Herzkämper Erbstollen angelegt, der auch an der Entwässerung des Schachtes Hövel beteiligt war, bevor er von dem tieferliegenden Dreckbänker Erbstollen enterbt wurde.
Die Scherenbergschen und Stockschen Gruben fusionierten 1853/55 zur Vereinigten Stock und Scherenberg. 1898 fusionierten sie mit Herzkamper Mulde (wozu auch der Schacht Hövel gehörte, siehe STO 8) zu Stock und Scherenberg, die 1902 in dem alles beherrschenden Bergwerk Deutschland aufging.
Weg: Wir gehen weiter den neuangelegten Fuß- und Radweg bis zu der Stelle, wo rechts der Fahrweg nach Scherenberg abzweigt.
Allee nach Scherenberg
Die eindrucksvolle Allee mit 177 Bergahornen stammt etwa aus dem Jahre 1910. Es handelt sich um einen Geschützen Landschaftsbestandteil. Daneben wird die Trasse der Silscheder Bahn sichtbar.
Weg: Wir folgen der ehemaligen Trasse der Silscheder Bahn südwärts bis zum STO 7 und gehen über die Trasse der Wichlinghausen-Hattinger Bahn nordwärts zurück zum Startpunkt.
Schluss
Ob die Aussage von Johann Peter Scherenberg (1724-1791) aus dem Jahre 1770, seine Vorfahren hätten vor drei Jahrhunderten die Bergwerke in der Grafschaft Mark erfunden, zutrifft oder nicht, sei dahingestellt. Mit Sicherheit handelt sich bei dem Exkursionsgebiet aber um ein sehr altes Montangebiet.
6) Quellen
Düsterloh, D. (1967): Beiträge zur Kulturgeographie des Niederbergisch-Märkischen Hügellandes. Bergbau und Verhüttung vor 1850 als Element der Kulturlandschaft. – Göttinger Geographische Abhandlungen, 38; Göttingen.
Düsterloh, D. (1990): Auf den Spuren alten Bergbaues und früher Verhüttung in Sprockhövel. Vorschlag für eine bergbauhistorische Wanderung. – Der Märker, 39: 99-109; Lüdenscheid.
Gaida, R.; Peise, U; Schneider-Gaida, M.; Lücke, M. (2019): Geologisch-geographischer Exkursionsführer durch das Gebiet des Montanwegs Süd: Schacht Hövel – Bahnhof Schee – Halloh – Weuste - Scherenberg (Bauerschaft Gennebreck und Bauerschaft Haßlinghausen, Stadt Sprockhövel, Ennepe-Ruhr-Kreis, Niederbergisch-Märkisches Hügelland, Rheinisches Schiefergebirge, NRW, Deutschland) – Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal, 66: 53-80; Wuppertal
Hockamp, K.; Schultze-Gebhardt, E. & Zinke, R. (2008): Der Agenda-Weg Obersprockhövel. Lokale Agenda 21 Sprockhövel global denken – lokal handeln. – Sprockhövel.
Huske, J. (2006): Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis 2005. 3. Auflage. – Bochum.
Krause, S. R. (2002): "Die reichhaltigste und ergiebigste Bergwerke der Grafschaft Mark". Vorindustrieller Steinkohlenbergbau im Gogericht Schwelm. – Wuppertal.
Pfläging, K. (1979): Die Wiege des Ruhrkohlenbergbaus. Die Geschichte der Zechen im südlichen Ruhrgebiet. – Essen.
Rothärmel, H.-J. (2004): Das südwestlichste Bergbaugebiet im Ruhrkarbon. Sprockhövel und die Herzkämper Mulde. Viele neue Details vom historischen Bergbau aus dem Staatsarchiv Münster. – Schwelm.
Schultze-Gebhardt, E. (1980): Besiedlung und Industrie zwischen Ruhr und Wupper. – Schriftenreihe des Heimat- und Geschichtsvereins Sprockhövel EV, 2; Sprockhövel.
Hinweis
Öffentliche Verkehrsmittel
mit Bahn und Bus erreichbar
Bushaltestelle "Sprockhövel Flüsbusch" Linie 332Anfahrt
Start gegenüber Wuppertaler Str 246, 45549 Sprockhövel
Koordinaten
Ausrüstung
Wanderschuhe und Trittsicherheit sind von Vorteil!Statistik
- Wegpunkte
- Wegpunkte
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