Der Herzkamper Mulde Weg (Bergbauaktiv NRW Edition 2021, Spur der Kohle Weg 4)

Auf der Spur der Kohle. Bergbauhistorische Wanderung auf sehr schönen Pfaden.Der Herzkamper Mulde Weg hat seinen Namen von der fast 1km tiefen Mulde, den die Kohleflöze unter der Erde hier ausbilden.Da im Sprockhöveler Raum die Kohleflöze bis an die Oberfläche reichten, befinden sich hier die ältesten Zeugnisse der Bergbaugeschichte des Ruhrgebiets. Der Bergbauwanderweg Herzkamper Mulde ist mit sechs weiteren Bergbauwanderwegen zur Themenroute Spur der Kohle zusammengefasst.
Einige Objekte werden durch Informationstafeln erläutert.
Auf diesem Weg ist die Entwicklung des historischen Bergbaus im Sprockhöveler Raum hautnah zu erkennen: Vom ersten Schürfen der Bauern bis zu den Schächten des Stollenbaues, Schachtgebäude, Stollenmundlöcher, Pingen, alte Schächte, bergmännische Versammlungslokale, Wohnhäuser von Bergleuten und Grubenbeamten sowie Gewerkengehöfte, noch bis in 1950er Jahre betriebene Kleinzechen. Beinahe auf Schritt und Tritt erfahren Sie hier die enge Verbindung der Geschichte Sprockhövels mit dem Bergbau.
Ruhrgebiet: Aussichtsreicher Themenweg
Im Süden von Sprockhövel liegt der Stadtteil Gennebreck und der besteht aus dem Kirchdorf Herzkamp mit der evangelischen Kirche aus dem Jahr 1862 und 28 Ortschaften, Höfen und Ackergebieten. Kleine Hausansammlungen, die bisweilen phantastische Namen wie Neu-Amerika oder Sankt Moritz pflegen, wenn sie sich nicht der eher heimatlichen Scholle nahe benannt haben, wie Kuxloh oder Lohbusch oder Alter Schee.
Die Herzkämper Mulde oder auch Herzkamper Mulde bezeichnet die Mulde die die Kohleflöze weiter östlich sogar bis zu 600m tief unter der Erdoberfläche ausbilden.
Unsere Wanderung liegt zwischen Gennebreck und Obersprockhövel in einer Senke und wird heute überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Die Herzkämper Mulde zählte zu den ältesten Steinkohleabbaugebieten an der Ruhr. Durch die Mulde fließt der 13km lange Felderbach, der bei Wuppertal-Mollenkotten entspringt und in Velbert-Nierenhof in den Deilbach mündet. Die Kohleflöze der Herzkämper Mulde zogen sich bis an die Erdoberfläche, was den frühen Abbau förderte. Die größten und wichtigsten Zeche um 1800 Befanden sich in diser Gegend.
Der lässt sich bis ins Jahr 1450 zurück verfolgen.
Unsere Wegführung wurde optimiert und weicht ggf von Älteren ab.
Der Start und Endpunkt ist jetzt ein Wanderparkplatz mit reichlich Parkplätzen in der Nähe.
Wer mag kann die Wanderung noch um die kurze, durch den Ort führende Runde zur Kirche Herzkamp und ehemaligen Zeche Herzkamper Mulde erweitern oder die beiden Punkte kurz mit dem KFZ etc abfahren.
Die ersten Fotos bis zu den Historischen mit genauem Standort und teilweise weiteren ausführlichen Informationen.
Gekennzeichnet mit ",Info!"
Foto anklicken, rechts oben i anklicken, ggf dann unten links auf mehr Details (Über webbrowser)
Ausführliche spannende Informationen zu den Wegpunkten finden Sie auch in der Wegbeschreibung!
Start
Ziel
Wegbeschreibung
Abwechslungsreich, zum Teil über Wald und Feldwege
Anfahrt Routenplaner
Wanderführer zu interessantesten Punkten:
Der Herzkämper-Mulde-Weg
Unser Weg beginnt am Wanderparkplatz und man kann später noch einen Abstecher/kleinen Rundweg zur 1862 erbauten Kirche und Schacht Neu Herzkamp machen. 1782 mussten noch alle Bürger nach Schwelm zur Kirche gehen, obwohl andere Kirchen viel näher lagen. Deshalb baten Johannes Caspar zur Mühlen, Johannes von der Mühlen und Johannes Hahn um eine eigene Kirche, für die auch alle Bauern bürgen wollten. In der Argumentation für den Bau der Kirche wurden auch 68 Bergleute in Herzkamp erwähnt, die 240.000 Ringel Kohlen förderten (ca. 18.000 t). Es wurden dabei 13.000 Taler verdient.
Besonders schön sind in dieser Kirche die von Gerd Hellwig geschaffenen Fenster.
Alle Wanderer, die vom Golfhotel Vesper starten wollen, beginnen den Weg von Punkt Nr. 8. aus.
Vor der Kirche stehen die Grabsteine der Gewerken. Sie waren die Anteilseigner der Gewerkschaften, einer frühen Produktionsgesellschaft. Die Anteile hießen Kuxe (128 pro Zeche). Je Kux wurde die Ausbeute (Gewinn) ausgeschüttet, oder es musste Zubuße geleistet werden. Wer keine Zubuße leisten wollte, verlor seinen Anteil.
1.) Allgemeines zur Lagerstätte
Hier im "tiefen Süden" des Ruhrgebietes bilden die Kohlenflöze der ältesten Schichten, der Magerkohle, eine Mulde (ein Kohlental) bevor im Wuppertaler Gebiet ältere Schichten (das Devon) unter dem Mutterboden gefunden wurden. Die Fördermengen waren um das 18 Jahrhundert relativ gering. Da jedoch der Bedarf ebenfalls klein und das Straßennetz sowie die Transportmöglichkeiten miserabel waren, war die Nähe zur bergischen Industrie das wichtigste preisbildende Element im 17. bis 19. Jahrhundert. Die Eisenbahn sorgte für ein Aufleben des Bergbaues, aber die schwindenden Vorräte und die gute Verfügbarkeit von Öl brachten später den Bergbau hier zum Erliegen.
Die Herzkämper Mulde hebt sich nach Südwesten heraus. Von hier aus konnte nur noch das unterste Flöz Dreckbank und Eisenstein gebaut werden. Nach Nordosten ist von hier aus aber das wichtigste Flöz unseres Gebietes "das Hauptflöz" bauwürdig. Es war das sauberste Flöz (ohne Steine und mit wenig Schwefel).
In diesem Bereich liegt hier das Bergwerksfeld des Bergwerks "Sieper und Mühler" (1700 bis 1889).
Als die Grubenfelder verliehen wurden, war der geologische Zusammenhang von Nord- und Südflügel der Mulde wohl noch nicht erkannt. So hieß Flöz Dreckbank: Hohe Bank und Oberste Bank und Flöz Hauptflöz: Mühlerbank und Hütterbank auf den einzelnen Flügeln.Der Bergbau in dieser Gegend ist natürlich viel älter als die hier beschriebenen Gruben. Die ersten Nachrichten sind von 1450. Durch den Holzreichtum in dieser Zeit wurde der Abbau durch die Bauern aber nur sporadisch betrieben. Nur sie kannten durch Roden und Pflügen die schwarzen Streifen im Land.
So wurden durch sie die besten Flözstücke, in denen die Kohle mit dem geringsten Aufwand gewonnen werden konnte, abgebaut.
Das erschwerte den späterten Abbau durch Standwassereinbrüche und durch verbrochene Gebirgsschichten. Erst die revidierte Bergordnung von 1737 schuf die gesetzliche Grundlage zum planmäßigen Abbau. Nur die Gewerken Engel auf der Mühlen und Johann Siepermann (Sieper und Mühler) die über Grubenfelder von fast 5000 m Länge verfügten, brachten einigermaßen System in den Abbau und wurden deshalb von der Bergbehörde gelobt.
Abstecher 2.) Schacht Neu Herzkamp
Von der 1862 Kirche gehen wir zunächst zum "Sehachtweg". Am Ende, bei der Holzhandlung, befand sich vor dem großen Schachthaus der Schacht "Neu Herzkamp". Er ist 123 m seiger (senkrecht) und dann noch ca. 60 m tonnlägig (schräg im Flöz) geteuft. Zuerst war er der nördlichste Schacht des südlichsten Kohlenbergwerkes des Ruhrgebietes: "Stöckerdreckbank" (1714 bis 1885). Danach gehörte er zum Eisensteinbergwerk "Neu Herzkamp" (1876 bis 1911). Über den Abbau des Eisensteins wird später berichtet. Später war er Eigentum des Bergwerks
"Vereinigte Stöckerdreckbank" und des Bergwerkes "Deutschland" (1912 bis 1924). Die Belegschaft betrug in den 200 Jahren zwischen 8 und 74 Mann. Die Förderung schwankte von 3 t/d bis 40 t/d. Manchmal wurde gar nicht gefördert.
3.) Hof Fahrentrappe
Nun mit den Zuständen in Zeit und Raum etwas vertrauter, kehren wir um, gehen auf der "Elberfelder Straße" rechts, dann links über "Egen" bis zum Weg "Hege". Hier verlassen wir das flözführende Gebirge. Wir wandern über Grubenfelder, die auf Eisenstein verliehen wurden. "Herzkamp VIII", Herzkamp IX", "Oberstüter XIV" und "Oberstüter XV" usw. Abbau wurde aber nie in diesen Bergwerksfeldern durchgeführt. Diese Bergwerksfelder sind heute aufgehoben.
Selbst in den Bergwerksfeldern, die auf Steinkohle verliehen wurden "Tochter Auguste", "Sohn Emil", "Rockershausen" usw. wurde Erz nie abgebaut. Die Vorräte waren zu gering. In der Euphorie der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Möglichkeit, Kohle und Erz nebeneinander zu gewinnen so verlockend, dass sich die Gewerken diese Rechte sicherten.
Vor uns liegt der Hof "Fahrentrappe".
Das Gehöft ist eines der ältesten Siedlungen in dieser Gegend. Man erkennt, worauf der frühe Siedler achtete: Es ist Wasser und Holz vorhanden. Der Boden ist fruchtbar. Das Tal weitet sich zur Anlage möglichst flacher Äcker -und Wiesen.
Der Platz liegt abseits der Hauptverkehrswege. Das heißt: Kein fahrendes Volk, keine Soldaten, kein Raub, kein Diebstahl.
837 wurde eine Rodung zwischen den Bächen Podrebrei und Famthappa an das Kloster Werden geschenkt.
1253 wurde der Hof im Zinsregister des Klosters Deutz aufgeführt
1417 erhielt Albert Farentrapp und sein Bruder Heinrich den Wappenbrief von Kaiser Sigismund. Aus dieser Familie sind Lehrer und Beamte hervorgegangen, die am Hofe Bedeutendes geleistet haben. 1543 erhält Hillenbrand to Varentrappen die Mühlgerechtigkeit.
Seit 1720 bewirtschaftet die Familie Mahler den Hof.
Sehenswert sind die Wappen der Familie und alte Steinmetzarbeiten unter der Traufe des Nebengebäudes und im Vorgarten des Hauses.
Am Kirchplatz Nr. 12 in Hattingen gab es eine Lateinschule. Dort ging der 1375 hier geborene Albert Varentrapp zur Schule und studierte später in Kölln Theologie und Jura.
1402 wurde er an der Universität in Prag unter dem Reformator Johannes Hus Magister. 1402 mußte er aus religiösen und nationalen Gründen Prag verlassen. Er ging nach Leipzig und gründete 1409 die dortige Universität.
Von 1414 bis 1418 war er in Konstanz im Prozeß gegen Johannes Hus als Zeuge geladen. Später war er Rechtsberater des Erzbischofs in Kölln, wo er 1438 starb
4. Lichtloch des Herzkämper Erbstollens
Wenn wir weiter talwärts gehen, liegt vor uns die alte Mühle (von 1543) mit dem Mühlenteich. Hinter der Mühle in der Wiese befindet sich ein brunnenartiges, vergittertes Gebilde. Dies ist ein restauriertes Lichtloch des Herzkämper Erbstollens. Die Erbstollen sind die Drainagen der Bergwerke. Sie wurden von den tiefsten Punkten des Geländes zur Lagerstätte hin aufgefahren (hergestellt). Dadurch bestimmte nicht nur die Grundwasserhöhe die Kohlenvorräte, sondern alle Kohlen oberhalb des Erbstollens waren gewinnbar. Ein Mann fuhr mit Schlägel und Eisen etwa 3 - 6 cm/d Stollen auf. Nach ca. 300 m mußte zur Wetterführung (Luftzufuhr) und zum Abfördern des Haufwerks (der losen Steine) ein Lichtloch hergestellt werden. Solch ein Lichtloch haben wir hier vor uns.
1774 wurde das Erbstollerecht verliehen. 1796 wurde von 2 Stellen aus gleichzeitig gearbeitet. 1840/41, nach ca. 3,8 km Länge wurden die Gruben "Sieper und Mühler", "Buschbank" und "Glückauf' gelöst und konnten somit die tieferen Vorräte abbauen. Der Christsieper Erbstollen wurde dadurch "enterbt".
Über den Herzkämper Erbstollen
Da dieser Stollen unter dem Christsieper Erbstollen aufgefahren wurde (ca. 18 Lachter tiefer) wurden die Lichtlöcher länger und diese Herstellung (durch Aufbrechen) behinderte stark den Vortrieb (1 Lachter= 2,09 m).
Eine wichtige Komponente war das Abfördem des Haufwerks. So setzte man kleine Förderwagen ein und erstellte eine Beurteilung dieses Verfahrens. In dieser Beurteilung stehen viele interessante Zahlen.
1818 - 1820 wurden im Mittel 8 Lachter je Monat aufgefahren (bei zwei Ansatzpunkten)
Höhe des Stollens: 5/4 LachterBreite des Stollens: 5/8 Lachter
Zweimännischer Hornhaspel am Lichtloch
18 Zoll über der Sohle wurden Fahr- und Förderhölzer gesetzt mit Brettern. Förderwagen: aus Holz: 39 Zoll lang, 17 Zoll breit, 17 Zoll hoch.
Holzräder: 8 Zoll Durchmesser mit 1/2 Zoll breitem Eisenband, Spurmaß: 12 Zoll Eichenschienen als Gestänge 4 Zoll breit, 1 Zoll hoch
Der Stößer hat in 50 Schichten 400 Wagen gefördert, pro Wagen 694 Pfund Beladen: 10 min, Fahren zum Lichtloch 10 min, Stürzen 2 min, Fahren zum Ort: 9 min.
Vom Lichtloch 12 wurde ein 2. Ansatzpunkt aufgefahren.
Mundloch des Christsieper Erbstollens
Den Weg weiter folgend sehen wir am Bach geradeaus eine Baumgruppe auf der Weide aus der ein kleiner Bach zum Weg führt. Dahinter liegt das restaurierte Stollenmundloch des Christsieper Erbstollens. Siehe Fotos 1745 wurde das Recht zum Auffahren (Herstellen) des Stollens verliehen.
1784, nach 39 Jahren, wurde als erste Zeche "Buschbank" gelöst. 1826 erst die Grube "Sieper und Mühler".
Hier wird uns bewusst, wie langfristig im Bergbau geplant werden musste. Oft heißt es in den Berichten von den Bergwerken: "Die Grube liegt still und wartet auf den tiefen Stollen".
Hier liegen also zwei Erbstollen im Abstand von 18 Lachter übereinander. Der Christsieper Erbstollen mit ca. 1800 m Länge überbrückte die Zeit, bis der tiefere Herzkämper Erbstollen (ca. 3800 m lang) die Lagerstätte erreichte. Die Restaurationen wurden durch den Bergmannskreis Bochum Süd 1985 unter der Leitung durch W. E. Gantenberg durchgeführt.
6. Der Kressieper Weg
Vom Stollenmundloch begeben wir uns wieder zum Kressieper Weg und weiter nach links. Wer gut beobachtet sieht erst links, später rechts des Weges die Halden weiterer Lichtlöcher der Erbstollen. Vor der Löhener Straße liegt rechts eine größere bewaldete Halde. Es ist das Lichtloch Nr. 12. Hier wurde ein zweiter Ansatzpunkt zum Auffahren des Erbstollens geschaffen. Das Wasser mußte mit Kübeln gehoben werden. Durch dieses Verfahren gewann man Zeit, um den schweren Sandstein unter dem Flöz Dreckbank zu durchfahren (zu durchtreiben).
Wir queren die Löhener Straße, die nach Süden "Bruch" heißt und betreten wieder das "produktive Karbon". Hier liegt der Herzkämper Erbstollen bereits ca. 70 m unter uns. Denn das Gelände steigt stärker an, als das Gefälle des Erbstollens (Ansteigen der Erbstollen ca. 1 : 400).
Der kleine Weg führt und zu einer Häusergruppe. Rechts das kleine Haus ist eine ehemalige Nagelschmiede. Auf der anderen (südlichen) Seite des Baches liegt, zwischen Büschen versteckt, eine Halde. Sie gehört zum Schacht "Carl" der Zeche "Sieper und Mühler". Der Schacht war 26 m seiger (senkrecht) und 20 m tonnlägig (schräg). abgeteuft worden. Dieses nachteilige Verfahren "gebrochener Schacht" genannt, wurde meist dann durchgeführt, wenn ein älterer Abbau das Hangende (die Dachschichten) des Flözes zerstört hatte.
Auf diesem Schacht stand ein Wetterofen, der in den Wettern (Luft) des Schachtes für Auftrieb sorgte.
Die Luftzufuhr durch den Erbstollen reichte für die Bergwerke "Buschbank", "Sieper und Mühler", "Friedrich Wilhelm" und "Glückauf' nicht mehr aus. Deshalb mußten diese Öfen den Auftrieb der Luft im Schacht verstärken.
Am 5. Januar 1870 ereignete sich auf der Zeche "Sieper und Mühler" eine Schlagwetterexplosion (Methan).
Die Bergleute: Johann Peter Steinbach, August Flüsloh, Friedrich Bick und Wilhelm Bick starben vor Ort.
7. Der Pingenwald
Hinter der Häusergruppe gehen wir nun links in den Wald hinein. Sofort fällt uns die starke Gliederung der Erdoberfläche auf. Wir betreten die Grubenfelder der Bergwerke "Buschbank" (1682-1870) (Flöz Hohebank= Flöz Dreckbank) und "Sieper und Mühler" (1700-1889) (Flöz
Mühlerbank- Flöz Hauptflöz).
Zeche "Buschbank" baute links des Wasserlaufs, "Sieper und Mühler" rechts davon. Noch weiter rechts zieht sich ein Graben durch das Gelände. Hier wurde eine Sandsteinbank zum Häuserbau hereingebrochen. Da sie sehr dünn war, folgte der Steinbruch dieser Bank.
Der erste Schacht am Weg ist Schacht Ida von "Sieper und Mühler" (ca. 65 m seiger aus 1836) Wir bleiben auf der rechten Seite des Gewässers, das unterhalb schlecht zu queren ist. Wer Zeit hat, der mag sich auf der rechten Seite die Schächte "Peter" (ca. 40 m seiger, dann 30 m tonnlägig), Schacht "Caspar" (ca. 91 m tonnlägig) und "Lina" (ca. 95 m tonnlägig) ansehen. Sie sind mit Halde und Einsturztrichtern (Pingen) deutlich erkennbar.
Auf unserer Seite des Baches liegen zunächst Pingen ohne Namen (kleine Schächte oder Tagesbrüche) bis wir an eine große Halde mit einem riesigen Einsturztrichter kommen. In der Spur der Zeche "Sieper und Mühler" haben wir gerade die Markscheide (Grenze) zu einem anderen Bergwerk übertreten.
Hier müßte eigentlich ein Lochstein (Grenzstein) stehen, der diese Grenze markiert. Eine tiefe Pinge mit dem schönen Widerlager des Göpels zeigt uns den südlichsten Schacht des neuen Bergwerks. Es war der 87 m tiefe Schacht "Amalia". Die Größe der Halde zeigt uns die intensive Nutzung des Bauwerkes.
Das Flöz Mühlerbank heißt nun Flöz Glückauf wie das neue Bergwerk. Vor 1754 wurde es "Glückauf im Flüsloher Berg" genannt.
1755 war diese Zeche die zweitgrößte im Märkischen (mit 17 Bergleuten). Sie gehörte zur Hälfte dem Preußischen König, zur anderen Hälfte den Gewerken. Um 1810 ging der Betrieb wegen fehlender Vorräte zurück, bis 1840 der Herzkämper Erbstollen die tieferen Flöze erschloß. 1870 wurde das Bergwerk "Buschbank" und andere im Norden angeschlossen, denn der Dreckbänker Erbstollen (von Wetter kommend und ca. 13 km lang) erschloß ca. 175 m seigere Höhe und enterbte den Herzkämper Erbstollen.
1889 schlossen sich hier alle Bergwerke zum Bergwerk "Herzkämper Mulde" und später zum Bergwerk "Deutschland" zusammen, welches 1925 geschlossen wurde.
Wenn wir den Weg weitergehen, so gelangen wir zum Luftschacht des Bergwerks Glückauf (48 m seiger und 29 m tonnlägig). Hier stand ebenfalls ein Wetterofen um die Luft abzusaugen. Wenn man hier kratzt, findet man die Schlacke des Ofens.
8. Das Gut Schee
Wir wandern nun aufwärts bis zum Graben des Steinbruchs und haben einen schönen Blick auf das alte Gut Schee (Schee wird von scheiden abgeleitet, hier die Wasserscheide zur Wupper) und den alten Bahnhof Schee. Der Bahnhof hatte für den Bergbau auf Kohle und Erz eine große Bedeutung. Der tiefste Schacht in dieser Gend "Hövel" (285 m seiger tief) war hier angeschlossen, sowie die Nebenstrecke bis Silschede für die Gruben im Haßlinghauser und Silscheder Raum.
Unser Weg führt erst nach rechts und dann wieder nach links. Wir queren alte Wege, passieren alte Pingen, vermutlich des mittelalterlichen Eisensteinabbaus, denn bauwürdige Kohlenflöze liegen hier nicht, aber das Hattinger Spateisensteinflöz läuft hier an der Tagesoberfläche aus.
Wir gelangen zu einer Quelle, die aber wegen ihrer hohen Lage nur sporadisch Wasser führt und erreichen hinter dem Kindergarten die Elberfelder Straße. Kurz nach rechts gehend, gelangen wir zum Weg "Auf dem Schee", dem wir bis zum Weg "Zur Hütte" folgen.
In der Mauer, die zum Eckhaus führt, sind fossile Rippelmarken eingemauert. Sie sind von der Brandung vor ca. 330 Mio. Jahre gebildet worden.
Das Eckhaus gehörte früher dem Straßeninspektor Fabricius, der hier an einer Schranke Wegegeld kassierte. Heute wohnte die Familie Schultze-Gebhardt.
Er war engagierter Heimatforscher, Schriftsteller und Museumsleiter in einer Person.
Wir ziehen nach rechts auf dem alten Weg durch die Felder bis zu einem Wäldchen. Im Wald sieht man die Spuren von Sieper & Mühler, alte Pingen und Halden die der Bauer in den Feldem und Wiesen planiert hat.
Rechts von uns liegt der Schacht Söhngen.
9. Sankt Moritz
Die hier sichtbaren Pingen (Löcher mit kleinen Halden) sind ein Zeugnis ersten Abbaus durch die Grube "Sieper und Mühler" (etwa ab 1700).
Schachtnamen sind hier Schacht Friedrich (1840) mit 78 m seigerer Teufe.
An der südöstlichen Ecke des Waldes lag dieser Förderschacht der Erzgrube "Neu Herzkamp" der 1911 stillgelegt wurde. Er stand auf Flöz Hütterbank (Flöz Hauptflöz) in der Herzkämper Erbstollensohle.
Förderschacht Gustav (Söhngen)
Hier im Hause liegt der 60 m tiefe (seigere) Schacht Söhngen. Er diente dem Eisensteinbergwerk "Neu Herzkamp" als Wetter- (Luft) und Förderschacht. Der Erzgehalt im Flöz Neuflöz war leider sehr unregelmäßig ausgebildet. Er schwankte zwischen 8,5 cm bis 1 m Mächtigkeit (Dicke). Deshalb brauchte das Bergwerk zahlreiche Untersuchungsaufhauen (kleine Schrägschächte) zum Erkunden der Lagerstätte, die entlang des alten Kirchweges bis zur Herzkämper Kirche liegen.
Dieser Schacht steht an einem Querschlag, der den Nord- und Südflügel der Herzkämper Mulde verbindet und war deshalb für die Wetterführung (Luftzufuhr) von großer Bedeutung. Das Erz konnte nur durch Schießarbeit (Sprengen) gewonnen werden. Die Leute mussten sich vor dem Sprengen in frische Wetter (Luft) zurückziehen und warten bis die Sprengschwaden abgezogen waren.
Der Schacht wurde 1911 stillgelegt.
11. In der Hütte
Wir stehen hier vor einer mittelalterlichen Hüttenwüstung. Der Platz war gut gewählt. Das Eisensteinflöz (Flöz Neuflöz) schneidet hier den Bachlauf, der die Energie für den Blasebalg lieferte. Der oberste Teil des Eisensteinflözes, etwa bis zum Grundwasserspiegel, ist durch den Sauerstoffgehalt der Luft und durch das Wasser von einem Karbonat in ein Oxid umgewandelt worden und war schmelzbar. Dabei verlor der Eisenstein seine Festigkeit und wurde mit Hacke und Schaufel gewinnbar. Das Eisenerz wurde hier in kleinen Öfen (Rennöfen) mit Holzkohle soweit geschmolzen, daß es weich (teigig) wurde. Aus diesem Teig wurde mit einem schweren Hammer die fast flüssige Schlacke herausgeschlagen und man erhielt so einen schmiedbaren Stahl. Wenn das Erz schmolz, nahm es zuviel Kohlenstoff auf und war damals (als Gußeisen) nicht mehr schmiedbar.
Das tiefer liegende Erz (Kohleneisenstein bzw. Spateisenstein) war um 1200 n. Chr. wegen seiner hohen Festigkeit und seiner chemischen Zusammensetzung nicht verwertbar. Erst als im 19. Jahrhundert durch Alfred Nobel das Dynamit erfunden wurde, das die 6-fache Sprengwirkung von Schwarzpulver hatte und auch wasserunempfindlich war, konnten die tieferen Partien abgebaut werden.
Mittlerweile hatte man auch gelernt, das Erz durch Rösten in ein schmelzbares Oxyd zu verwandeln. Man konnte auch durch Puddeln und Windfrischen aus Gußeisen durch Verbrennen des Kohlenstoffs Stahl erzeugen.
Bei der Gewinnung dieser tieferen Erzpartien durch das Bergwerk "Neu Herzkamp" (Hörder Hüttenunion), stieß man hier auf die alten Schlackenhalden, die auf Grund der alten, unvollkommenen Technik sehr viel Eisen enthielten. Die beste (schwerste) Schlacke wurde herausgesucht und verhüttet. Deshalb kann man hier leider aus der Geländeform keine Schlüsse mehr auf die Arbeitsweise ziehen.
Nicht nur in Ägypten wurden Altertümer geplündert.
12. Das Gewerkengehöft "Zur Mühlen"Hinter dem alten Verhüttungsgelände liegt auf der rechten Seite des Weges der Hof "Zur Mühlen". Hier wohnte Engel auf der Mühle (um 1700), einer der Gründer der Mühler Grube, die später zu den Sieper & Mühler-Gruben zusammengefaßt wurden.
Die Landarbeit blieb immer die Basis der Einnahmen, obwohl Kuxen (Anteile) der verschiedensten Gruben vorhanden waren.
Durch häufiges Erben waren die Anteile so gesplittet, dass 1810 184/315 Kux ein Erbteil war.
Es wurden komplizierte Erbstreitigkeiten ausgefochten. Hier zeichnete sich der Berggeschworene auf der Rückseite des Protokolls den Stammbaum der Familie auf, um die Übersicht zu behalten. Da es kein Standesamt gab, bezeugte der Kirchmeister Peter Mahler, genannt Vahrentrapp, am 21.09.1807 die Abstammung der Kinder Johannes, Johannes Caspar und Heinrich Peter von der Mühlen.
Große Bedeutung hatte häufig der Vormund. Dies ist ein Zeichen, dass oft unmündige Kinder beerbt wurden, weil die Menschen früher starben als heute. Frauen waren eigenartigerweise nie Vormund.
Die Ausbeute der Grube "Sieper & Mühler" betrug von 1794 bis 1806 823 Taler, 14 Stüber und 11 Pfennige, die auf vier Personen verteilt wurden. Das war nicht viel (16 Taler pro Jahr und Person). Der große Bedarf an Kohlen setzte erst ca. 20 Jahre später ein.
13. Das Gewerkengehöft "Auf dem großen Siepen"
Links des Weges im Tal liegt der stattliche Hof. Der Kornspeicher und das Flachshaus mit dem Rauchabzug im Giebel sind Zeugnisse fachwerklicher Baukunst, wie man sie nicht mehr häufig findet. Die lückenhaften Unterlagen geben aber trotzdem interessante Einblicke in die damalige Zeit.
Im "Ehevertrag" zwischen Eisa Maria Borß und Johannes Siepermann wurden die Bergwerkseinkünfte am 29. Januar 1729 besonders erwähnt.
Am 15. Juli 1794 bestätigte der Bergkommissar Haardt Kuxe von 54 verschiedenen Gruben im Inventar des Dietrich Ernst Spennemann "Vom großen Siepen".
Teilweise waren die Anteile sehr gering. Größerer Besitz waren Anteile von den Gruben "Buschbank", "Haberbank", "Elephant" und "Luchs". Bis auf Grube "Buschbank" waren sie fast alle eine Tagesreise vom Hof entfernt. Die Anteile gestatteten aber eine Kontrolle des Marktes und eine Übersicht über die Kunden der fremden Gruben. Solche Kenntnis verhalf zu guten Geschäften, denn die Bergwerke förderten alle das Gleiche.
Trotzdem wird bis etwa 1825 der bäuerliche Betrieb die Haupterwerbsquelle gewesen sein. Wenn die Ausbeute mit 10 bis 20 Talern pro anno auch nicht sehr hoch war, so brachten Tradde (Vergütungen), Holzlieferungen und Spann- und Fuhrdienste zahlreiche zusätzliche Nebeneinnahmen, die man als "Insider" gut zu nutzen verstand. Bald treffen wir wieder auf die Hauptstraße. Dort haben alle Gelegenheit, sich zu laben, wie unsere Vorfahren es auf dem Weg ins "Bergische" auch getan haben.
Der Weg durch die Vergangenheit endet dann an einer Blechtür der Gegenwart
Hinweis
Öffentliche Verkehrsmittel
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Bushaltestelle "Am Bring" Linien 332 582Anfahrt
Wanderparplatz Egen11, 45549 SprockhövelGoogle maps Anfahrtpln
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