Wintererlebnis abseits der Wege Abseits der Pisten auf lockerem Pulverschnee durch den verschneiten Wald stapfen, klare, kalte Luft einatmen und in die Natur lauschen. Auf Schneeschuhen ist dies selbst an einem der begehrtesten Ausflugsziele des Schwarzwaldes, dem Belchen, möglich. Nur am Gipfel treffen Skipistenfahrer und Schneeschuh-Wanderer aufeinander. In 1.414 Meter Höhe genießen sie die Aussicht, beißen in ihre Butterbrote, benennen die Berge am Horizont und fotografieren sich gegenseitig vor dem Gipfelkreuz. Nach einem Kaffee in der warmen Belchenstube geht jeder wieder seines Weges.
Schwarzwald: Beliebte Schneeschuhwanderung
leicht
Strecke 10,5 km
Querfeldein durch verschneiten Wald Wer im Winter zum Startpunkt nach Neuenweg in den Naturpark Südschwarzwald fährt, braucht unter Umständen Schneeketten. Die letzte Siedlung im Tal der kleinen Wiese, am Fuße des Belchen, hat ein paar sehr steile Straßen. 300 Einwohner leben im Dorf. Früher führte eine begehrte Passstraße durch den Ort zu den Silberminen des hinteren Wiesentals. 1903 brannten 15 strohgedeckte Häuser ab, was wohl die Hälfte des Dorfes gewesen sein muss. Mit seiner Weinbrennerkirche und einigen hübschen Häuserfassaden ist Neuenweg heute ein beliebtes Ferienziel und führt das Prädikat „staatlich anerkannter Erholungsort“. Gegenüber vom Rathaus, das wie ein ganz normales Wohnhaus aussieht, findet man einige Parkplätze. Von dort läuft man die Straße bis zum Ende hoch. Aus dem letzten Bauernhof schießt manchmal ein verspielter Boxerhund hervor und begleitet die Wanderer ein Stück des Weges – bis Herrchen ihn wieder einfängt. Nach Überquerung einer Straße führt der Pfad über eine Anhöhe in den Wald hinein. Der Weg ist mit dem Symbol einer blauen Raute auf weißem Untergrund markiert. Vorbei an schneebedeckten Tannen stapft man auf dem zugeschneiten Sommerwanderweg Richtung Belchen. Trotz der Tennisschläger-großen Geräte an den Füßen sorgen Hohlräume unter der Schneedecke gelegentlich für knietiefes Einsinken. Der Belchen ist aufgrund seiner bemerkenswerten Tier- und Pflanzenwelt (hier wachsen Pflanzen und seltene Flechtenarten, die sonst nur in den Alpen vorkommen) seit 1949 ein Naturschutzgebiet. Anfang der 1990er-Jahre wurde es auf 1.600 Hektar erweitert und damit zu einem der größten Naturschutzgebiete Baden Württembergs. Nach einer Stunde verlässt man den Wald und folgt dem Zaun, der links aus dem Schnee lugt bis zum Aussichtspunkt Gratter Bach. Bei klarer Sicht sind hier schon die Berge des Schweizer Juras zu erkennen. Es geht steil bergauf und dann am Waldrand geht es links in den Wald hinein. Kommt man aus dem Wald heraus läuft man wieder ein steiles Stück bergauf am besten in Spitzkehren. Nur das eigene Keuchen und das Schmatzen der Schuhe im Schnee ist zu hören. Die Sonne blinzelt durch die Wolken und der Schweiß rinnt den Rücken hinunter. Hinter einem verschneiten Waldstück folgt der nächste Steilhang. Am Hohenfels, auf 1.268 Meter wartet dafür die erste Belohnung: Fernsicht in die Alpen. Wanderspuren führen rechts in den Wald hinein. Es ist doch noch jemand unterwegs. Irgendwo rufen Kinder. Der Vater marschiert in Skistiefeln vorweg, Kinder und Mutter klettern hinterher. Jedes Familienmitglied trägt seine Skier selbst. „Wir wohnen unten im Tal und haben keine Lust mit dem Auto erst um den ganzen Berg herum zur Seilbahn zu fahren. Letztes Wochenende ging das prima, auch mit den Kindern“, lacht Heiko „und die Abfahrt auf der anderen Seite ist traumhaft“ fügt er hinzu, kämpft sich weiter hoch und versinkt bei jedem Schritt bis zu den Knien im Schnee. Mit Eiskristallen umhülltes Gipfelkreuz Oberhalb der Waldgrenze kommt man auf eine renaturierte Strasse. Früher fuhren hier Autos bis zum Gipfel. Seit dem Bau der Seilbahn 2001 ist sie für Fahrzeuge gesperrt. Wenige Schritte weiter, unterhalb des Gipfels und direkt an der Bergstation der Belchen-Seilbahn liegt das Belchenhaus (1.360 m). Es wurde im Jahre 1898 erbaut und gilt als höchst gelegenes Gasthaus Baden-Württembergs. Vor dem Eingang wuseln Pistenfahrer, Snowboarder und Spaziergänger durcheinander. Bei Pommes und Kaffee haben sie drinnen frische Kraft getankt. Nun genießen sie erst noch den Blick in die Alpen bevor sie auf Skiern, Rodel oder Snowboard wieder Richtung Tal sausen oder in der Gondel gemütlich abwärts gleiten. Nur wenige laufen an diesem Tag ganz hoch bis an das mit Eiskristallen umhüllte Gipfelkreuz. Hier peitscht der Wind Schneewolken vom Boden auf. Die Kälte sucht sich ihren Weg durch Goretex und Windstopper. Jeder kramt nach seiner Ersatzmütze und weiteren Handschuhen. Doch für die Aussicht lohnt sich das allemal. Westlich erstreckt sich die Rheinebene nach Frankreich ins Elsass und die Vogesen. Nordöstlich scheinen Feldberg und Herzogenhorn zum Greifen nah. Im Süden erheben sich majestätisch die schneebedeckten Alpengipfel. Je nach Sicht erkennt man die Berge von der bayerischen Zugspitze bis zum Montblanc. Wer auf der 1.414 Meter hohen runden Kuppe des Gipfelplateaus steht, weiß, warum der Belchen so beliebt ist und den Ruf hat, der schönste Schwarzwald-Berg mit der besten Aussicht zu sein. Rehe und Wildschweine Der Abstieg folgt auf westlicher Seite durch windgeschützten Wald. Querfeldein stiebt man durch Pulverschnee den steilen Hang hinab, in den Sattel zum Hohe Kelch. Von dort steigt man links hinunter ins Tal. Hin und wieder stößt man dabei auf den Sommerwanderweg, der in Serpentinen bergab führt, vorbei am Heideckfelsen. Eine dreiviertel Stunde später erreicht man den Panoramaweg oberhalb der Belchenhöfe und folgt ihm nach rechts Richtung Neuenweg. Auf ebener Strecke braucht nur noch der Vordermann, der frische Spuren stanzt, ordentlich Muskelkraft. Ab und zu geben die Tannen den Blick ins Wiesental frei. Einige Wildschweinspuren kreuzen den Weg und wer Glück hat sieht Rehe laufen, die sich an der Futterkrippe am rechten Waldrand bedient haben. Am Ende des Panoramaweges ist der Ausgangspunkt fast wieder erreicht und die Schneeschuhe können abgeschnallt werden. Linkerhand führt eine Asphaltstraße runter nach Neuenweg. Am gegenüberliegenden Hang klebt ein knallgelbes Haus. Die wohl poppigste Fassade des Ortes leuchtet in der Abendsonne. Ob sie wohl ein Grund war für die Bundesgoldmedaille im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“?
Autorentipp
Querfeldein durchs verschneite Belchen-Naturschutzgebiet wandern Rehe und Wildschweine statt Touristen Panoramablick vom dritthöchsten Berg des Schwarzwaldes
Schwierigkeit
leicht
Technik
Kondition
Höchster Punkt
1.414 m
Tiefster Punkt
717 m
Wegearten
Höhenprofil anzeigenStart
Koordinaten:
DD
47.795510, 7.826990
GMS
47°47'43.8"N 7°49'37.2"E
UTM
32T 412154 5294238
w3w
///gelegentlich.fertiger.kunden
Koordinaten
DD
47.795510, 7.826990
GMS
47°47'43.8"N 7°49'37.2"E
UTM
32T 412154 5294238
w3w
///gelegentlich.fertiger.kunden
Anreise mit der Bahn, dem Auto, zu Fuß oder mit dem Rad
Bewertung
Schwierigkeit
leicht
Strecke
10,5 km
Dauer
5:30 h
Aufstieg
697 hm
Abstieg
697 hm
Höchster Punkt
1.414 hm
Tiefster Punkt
717 hm
Statistik
2D
3D
Karten und Wege
- Wegpunkte
- Wegpunkte
Strecke
km
Dauer
: h
Aufstieg
Hm
Abstieg
Hm
Höchster Punkt
Hm
Tiefster Punkt
Hm
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