Via delle Bocchette - Die Brentadurchquerung
Madonna di Campiglio, Pinzolo, Val Rendena: Beliebte Klettersteig-Runde
Die Via delle Bocchette zählt zu den besten Klettersteigen Europas und gilt unter erfahrenen Alpinisten als absoluter Klassiker der Alpen. Der bereits in den 1930er Jahren angelegte Bocchette-Weg garantiert ein Klettersteigabenteuer der Superlative und ist ein Muss für jeden begeisterten Ferratista.
Auf der viertägigen Rundtour durch den Brentastock führt die Route von Rifugio zu Rifugio in zeitweise über 3000 m Höhe auf schmalen Felsbändern, entlang gähnender Abgründe, schroffer Felsen und auf luftigen Leitern vom Grostè-Pass durch das südliche Brentamassiv bis zurück nach Madonna di Campiglio.
Auf den klettertechnisch unterschiedlich anspruchsvollen Streckenabschnitten zwischen den Rifugios gilt es, atemberaubende Tiefblicke und spektakuläre Fernsichten zu genießen, zahlreiche Scharten zu überqueren und Gipfel zu erklimmen. Zwar können einzelne Etappen des Wegs auch als Tagestouren absolviert werden, wer die Zeit hat, sollte diesen alpinen Klassiker jedoch in seiner vollen Länge genießen.

Sicherheitshinweise
Der Bocchette-Weg ist ein alpiner Höhenweg auf teilweise über 3000 m Höhe, und birgt entsprechende Gefahren. Zahlreiche, zum Teil vereiste, Scharten, Grate und (spaltenfreie) Gletscher müssen auf der Tour überquert werden. Daneben exisitert ein allgegenwärtiges Steinschlagrisiko durch vorausgehende Kletterer. Eine weitere Unbekannte ist das Wetter, denn dieses ist in der Brenta berüchtigt.
Tiefe Wolken, dichte Nebelschwaden und Wetterumschwünge sind nicht ungewöhnlich in der Region, und Vorhersagen oft nicht mehr als zwei Tage im Voraus zu treffen. Letztlich sollten auch die klettertechnisch unterschiedlich anspruchsvollen Etappen erwähnt werden. Der Großteil der Route ist technisch im unteren bis mittleren Bereich (A bis B) angesiedelt, einzelne Abschnitte allerdings sind auch deutlich anspruchsvoller (C). Gute Kondition, Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit sind unabdingbar für eine genussvolle Durchquerung.
Weitere Infos und Links
Für eine Hüttentour auf dem Bocchette-Weg sollten zur Hauptsaison unbedingt im Vorfeld Reservierungen für die Schlafplätze in den Rifugiois durchgeführt werden:
Rifugio Tuckett: +39 0465 441226
Rifugio Alimonta: +39 0465 440366
Rifugio Pedrotti - Tosa: +39 0461 948115
Start
Ziel
Wegbeschreibung
Tag 1: Sentiero Alfredo Benini (4 h) (zur Tour als Tagesetappe)
Zustieg:
Von der Bergstation der Grostè-Seilbahn am Passo del Grostè (2446 m) marschieren wir in südlicher Richtung auf dem Weg 305 über ein großes Geröllfeld zu den bereits weithin sichtbaren Nordwänden der Cima Grostè. Der Weg führt links entlang des Wandfußes über Felsstufen bis zur Tafel am Einstieg auf 2726 m.
Routenverlauf:
Über ein erstes Band (A) mit kurzen versicherten - und längeren ungesicherten Gehpassagen erreichen wir die Gamsscharte. Von hier aus können wir die weißen Gipfel der Adamello-Gruppe bewundern, bevor wir über ein weiteres Band mit kurzem versichertem Abschnitt (A) zum höchsten Punkt der Tagestour bei einer Tafel auf 2905 m aufsteigen (hier auch: Abzweigung des ungesicherten Gipfelpfades zur 2988 m hohen Cima Falkner).
Nun folgt eine erste längere Abstiegskletterei auf stufigen Felswänden (B), nach der wir über Geröllfelder und ein Bandsystem (A, kurz B an Engstelle) laufen, und nach einer langen Gehpassage ein aussichtsreiches Plateau oberhalb der Bocca Alta di Vallesinella, wo wir die Aussicht auf den mächtigen Brentastock im Westen genießen.
Wir folgen dem Weg entlang der Südosthänge der Cima Falkner, bis wir eine Weggabelung erreichen. Rechts führt uns der leichte Sentiero Dallagiacoma (Weg 315) über Schneefelder und Geröll zum Rifugio Tuckett.
Alternativ führt die linke Route (Weg 305) über eine kurze versicherte Passage (A) und einem langen Leitersystem (erst A, letzte vier Leitern dann ausgesetzter und B) in die Bocca di Tuckett. Ab hier steigen wir auf dem Weg 303, anfangs über die Reste des Gletscher, später über ein Geröllfeld, hinunter zum 400 m tiefer liegenden Rifugio Tuckett.
Tag 2: Sentiero Bocchette Alte (6 h) (zur Tour als Tagesetappe)
Routenverlauf:
Vom Rifugio Tuckett aus erklimmen wir auf dem Weg 303 ein steiles Schneefeld und erreichen den Einstieg an der Bocca del Tuckett. Auf Felsstufen (A/B) gelangen wir zu einer langen Leiter, weiteren stufigen Aufschwüngen und noch einigen kurzen Leitern. Wir überschreiten das nur teilweise versicherte Garbari-Band (A), queren mehrere Schrofen (bei Schnee ist eine Seilversicherung ratsam) und steigen über Leitern (B/C) in eine Eisrinne hinab.
Über ein Bandsystem erklimmen wir den höchsten Punkt der Tour auf 3020 m, und erreichen über weitere Leitern (B) und nach einem mutigen Spreizschritt (A/B) am exponierten Grat die 20 m lange und eindrucksvolle „Leiter der Freundschaft“.
Oben am Plateau des Spallone die Massodi auf 3004 m genießen wir eine bemerkenswerte Aussicht über die Brentagipfel, bevor wir über Leitern und stufigen Fels (B) teilweise auch ungesichert bis zu einem Band absteigen. Nach der Querung klettern wir ein langes Leiternsystem bis zu einer Tafel an der Bocca die Massodi hinab. Hier eröffnen sich uns zwei Wegvarianten:
a.) Der „Sentiero Umberto Quintavalle“ führt links - ausgesetzt (C) und die fast senkrechte Felswand querend - über eine enge und steile Scharte und weitere Leitern auf ein Geröllplateau, über das wir zum Sfulmini Gletscher hinabsteigen.Vom Rand des Spallone die Massodi am oberen Brentagletscher führt der Weg 323 um eine massive Bergkuppe herum und ohne Gletscherberührung zum bereits sichtbaren Rifugio Alimonta.
b.) Rechts verläuft der schwierigere „Sentiero Oliva Detassis“ (C). Hier erwartet uns hingegen ein fast 100 Höhenmeter langes Leiternsystem (meist B, kurz C), das uns entlang der Westwand des Spallone dei Massodi hinunter in einen Spalt am oberen Brentagletscher führt. Vom Rand des Spallone die Massodi am oberen Brentagletscher führt der Weg 323 um eine massive Bergkuppe herum und ohne Gletscherberührung zum Rifugio Alimonta.
Tag 3: Sentiero Bocchette Centrale (4-5 h) (zur Tour als Tagesetappe)
Routenverlauf:
Vom Rifugio Alimonta steigen wir über den Sfulmini-Gletscher bis zum Einstieg an der Bocca degli Armi auf. Gleich zu Beginn erklimmen wir einen Aufschwung über mehrere Leitern (B) und machen einen mutigen Spreizschritt (B). Schon liegt das erste lange, ausgesetzte Brentaband vor uns. Auf dem Band (A) genießen wir die spektakuläre Wegführung entlang der Ostflanke, bevor wir eine Schlucht queren (A/B) und dem langen Band weiter folgen (A, A/B). Direkt unterhalb der Campanile Basso liegt ein kleines Plateau (idealer Rastplatz, an dem man die Kletterer an den senkrechten Felswänden der freistehenden Felsnadel bewundern kann), von dem aus ein kurzer, steiler, und oft feuchter Abstieg zur Bocchetta di Campanile Basso führt.
Hier erreichen wir ein weiteres ausgesetztes Felsband, auf dem wir über mehrere kurze Aufstiege (A, A/B) zu einer Gehpassage gelangen. Im Anschluss steigen wir eine Leiter (B) sowie einige Stufen (B) hinab und treffen auf ein langes Band (A), auf dem wir die Westflanke des Bergmassivs in Richtung Bocca di Brenta queren. An dessen Ende steigen wir eine lange Leiter (B) hinab und erreichen das Ende des Klettersteigs im Blockgelände, wenige Meter unterhalb der Bocca di Brenta. Wir marschieren über das Blockwerk hinauf zur Bocca di Brenta und auf dem Weg 318 hangparallel zum nahen Rifugio Pedrotti-Tosa.
Tag 4: Sentiero Brentari und Sentiero dell'Ideale (6-7 h) (zur Tour als Tagesetappe)
Routenverlauf:
Vom Rifugio Pedrotti-Tosa laufen wir in westlicher Richtung, folgen dem Weg 358 in Richtung Rif. 12-Apostoli und umrunden die Cima Brenta Bassa bis zu einer kleinen Holzbrücke am Einstieg des Sentiero Brentari. Weiter geht es über ein kurzes Band (A) zu einer Leiter (A/B). Wir überschreiten ein Bandsystem (A) und steigen über zwei Leitern (B, A/B) in die Bocca di Tosa hinab.
Hier beginnt auch der fordernde Abstieg zum d'Ambiez Gletscher, dem wir über ein Band (A/B) und eine lange Leiter (B) immer näher kommen. Wir überwinden eine Stufe (B) sowie eine weitere Leiter (B) und erreichen erneut ein Band, auf dem wir den Fels queren (A). Wir steigen eine lange Leiter (B) zu einem Wegweiser hinab. In stufigem und zunehmend glatter werdenden Gelände (C) steigen wir zu einer Leiter (B) ab, die das Ende des Sentiero Brentari markiert.
Auf dem Weg 304 laufen wir den Gletscher hinunter und queren unterhalb der Bocca d'Ambiez an einer Feldwand nach rechts.
Der Sentiero dell'Ideale beginnt mit einer kurzen Passage auf eine Stufe, die mittels eines an Ort und Stelle befindlichen Textilseils überwunden werden muss (B/C). Auf Bändern (B) wandern wir an einer Tafel vorbei, und weiter über ungesicherte Bänder in Kehren aufwärts zu einer Rampe (A/B), die uns in die Ambiez-Scharte führt (B).
Wir klettern über Bänder und Stufen (B) weiter und im Anschluss sehr steil (B/C) über Klammern hinab zu einem Band. Hier folgen wir der Steigroute zu den Überbleibseln des Camosci Gletschers. Jetzt queren wir den Gletscher links auf dem Weg 304, erreichen eine weitere Scharte (A) und im Anschluss das Ende der Via Ferrata.
Abstieg:
Auf dem Weg 304 laufen wir in 1,5 h zum Rifugio 12-Apostel, und weiter auf dem Weg 307 und später 324 zurück ins Val d'Agola und nach Madonna di Campiglio hinunter. Durch den Ort und bis zurück zum Augangspunkt unserer Tour, an der Talstation der Grostè-Seilbahn.
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