Hugenotten- und Waldenserpfad, Etappe Neckarsteinach-Nagold
Kulturroute des Europarates, Hugenotten- und Waldenserpfad
Kurpfalz: Fernwanderweg
Erlebnisraum Kraichgau-Heckengäu
Im 17.Jahrhundert wurden die Hugenotten und Waldenser, reformierte Gläubige in Frankreich und im Piemont, grausam von Staat und Kirche verfolgt. Seit 1685 flohen ungefähr 40.000 Hugenotten und Waldenser vor Gewalt und Intoleranz in die deutschen Länder oder wurden vertrieben.
Tausende von ihnen zogen, von Frankreich und Italien kommend, von Basel mit dem Schiff über den Rhein, andere von Schaffhausen aus zu Fuß in Richtung Norden. Die meisten gingen zuerst nach Frankfurt am Main, der wichtigsten Drehscheibe der Flüchtlingsströme. Von dort aus erfolgte die Weiterreise in verschiedene deutsche Fürstentümer, in der Mehrzahl nach Brandenburg-Preußen und Hessen-Kassel. Andere fanden in der Kurpfalz, in Baden und in Württemberg eine neue Heimat.
Diejenigen, die zu Fuß zogen, gingen meist in Gruppen, den so genannten Marschbrigaden, nordwärts. Die wichtigste Route führte über die alte Poststraße von Schaffhausen über Tengen, Tuttlingen, Balingen und Tübingen nach Stuttgart und von hier aus weiter über Heidelberg nach Frankfurt.
Eine zweite Route ging von Schaffhausen weiter westlich direkt auf den Neckar zu. Die Flüchtlinge zogen bis Horb an dem Fluss entlang, wendeten sich dann Richtung Nagoldtal und erreichten die Kurpfalz über Calw und Pforzheim. Von dort ging es dann weiter in Richtung Frankfurt.
Der Hugenotten- und Waldenserpfad folgt in Baden-Württemberg zuerst den historischen Spuren der Exulanten. Er führt über die alte Poststraße von Schaffhausen durch das Hegau, schwenkt dann allerdings auf den westlichen Weg der Flüchtlinge am Ostrand des Schwarzwalds nach Calw. Von dort an orientiert sich der Kulturfernwanderweg nicht länger an den beiden Wegen, über denen die Flüchtlinge nach Frankfurt zogen, sondern er führt entlang der vielen Waldenser- und Hugenottensiedlungen, die um 1700 im Heckengäu, im Kraichgau und im Odenwald gegründet wurden.
Heckengäu und Kraichgau
Die meisten Waldenser- und Hugenottenkolonien im Heckengäu und Kraichgau wurden in den Jahren 1699-1701 gegründet. Die Waldenser stammten aus den piemontesischen Alpentälern, die Hugenotten aus der französischen Dauphiné, viele von ihnen aus dem Queyras. Weil nach dem Dreißigjährigen Krieg in den Exulanten willkommene Kräfte zur Wiederbesiedlung des verwüsteten Landes und zum wirtschaftlichen Aufschwung gesehen wurden, erhielten sie Steuerbefreiungen und weitere Privilegien. Nicht immer blieben sie an ihrem ersten Ansiedlungsort: In Simmozheim, Heimsheim und Gochsheim gelang die Ansiedlung nur teilweise. In Verbundenheit mit ihrer alten Heimat gaben die Waldenser ihren neuen Siedlungen manchmal den Namen ihrer Herkunftsorte: Perouse, Pinache, Serres, Lucerne, Kleinvillars und Großvillars. Wichtige Waldenserpfarrer wurden im Württembergischen sesshaft, so Henri Arnaud in Dürrmenz/Schönenberg und Jean Giraud in Pinache/Serres.
Die neuen Kolonisten betrieben Landwirtschaft und versuchten sich dabei auch an Neuerungen, wie zum Beispiel dem Kartoffelanbau (der Überlieferung nach von dem Kaufmann Antoine Seignoret aus Lucerne eingeführt), Maulbeerbaumpflanzungen zur Zucht von Seidenraupen und Herstellung von Seide (Schönenberg, Großvillars) oder der Sauerkrautherstellung (Perouse). Die in Dürrmenz und Pforzheim angesiedelten Hugenotten hingegen gründeten Gewerbe- und Handwerksmanufakturen, insbesondere Strumpfwirkereien. Ein bedeutendes Unternehmen entstand im 19. Jahrhundert mit der Turmuhrenfabrikation durch die Waldenserfamilie Perrot in Calw.
Bis heute fällt die planmäßige Anlage der Waldenserdörfer mit ihren geraden Straßen und den gleichmäßig gebauten und angeordneten Häusern ins Auge.
Kirchen, Pfarrhäuser, Schulen, Rathäuser, Friedhöfen und Denkmäler erzählen von der waldensischen Geschichte der Orte und der waldensischen Herkunft ihrer Bewohner. Besonders zu erwähnen sind aber die Waldensermuseen: das Henri-Arnaud-Haus in Schönenberg, das nicht nur ein Museum, sondern auch eine große Waldenserbibliothek und ein Waldenserarchiv enthält, und die Waldensermuseen in Neuhengstett, Pinache und Großvillars. Einige großen Stadtmuseen präsentieren ebenfalls die Geschichte und Kultur der Waldenser und Hugenotten in der Region: das Kreismuseum in Mühlacker sowie das Schmuckmuseum und das Technische Museum der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie in Pforzheim.
Ab der Stadtgemarkung Calw ist der Hugenotten- und Waldenserpfad nicht mehr mit einer eigenen Markierung gekennzeichnet.
Von Calw-Stammheim bis zur Schwarzwaldstadt Nagold führt der Hugenotten- und Waldenserpfad auf dem Gäurandweg weiter.

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